du weißt, das du alt bist, wenn du dich erinnern kann, was du vor 30 Jahren gemacht hast . Als mir gestern ein altes Fotoalbum in die Hände gefallen ist, wurde mir bewußt, das es nun 30 Jahre her sein muss, als dieses Bild auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gemacht wurde.
Es war also im Februar 1985, die DDR war noch real existierender Soziallismus, von Gorbatschow und dessen Glas Most und Peres' Troika (wie man sieht gibts nix neues unter der Sonne ) keine Spur. Der kalte Krieg (übrigens bestand damals durchaus die Gefahr eines "heißen" Krieges, und durch die damals gültige Nato Doktrin wäre die BRD im Verteidigungsfall dann durch die eigenen Verbündeten in eine Atomwüste verwandelt worden - worauf ein paar Rekruten - darunter auch ich - mit einem Brief an den Verteidigunsminister aufmerksam machen wollen http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13516949.html) war noch im vollen Gange, ich "durfte" daher 15 (!) Monate meinem Land dienen - immerhin wenigstens auf dem "Motorrad". Naja, die Herkules K125 war damals schon vorsintflutlich, die Elektrik funktionierte eher zufällig, ausserdem konnte der Anschlag für die Zündkontakte durch einen Schlumpfschrauber abgebrochen werden. Dann konnte es passieren, das der Motor während niedriger Drehzahlen beim Kuppeln plötzlich die Laufrichtung änderte und die Kiste beim Loslassen der Kupplung einen Sprung nach hinten machte - besonders unterhaltsam, wenn hinter einem eine Kolonne Panzer durchs Gehölz röhrte. Beim Rückwärtsfahren wurde der Nachlauf zum Vorlauf, d.h. die Kiste wurde extrem instabil - aber einer hat es tatsächlich geschafft, rückwärts Kreise und sogar Achter zu fahren.
Leider war die Herkules recht lahm, denn zur Kradmelder Ausbildung gehörte es auch, sich durch Wälder (wohlgemerkt querbeet durch die Wälder, nicht auf Wegen) und Hügel durchzuwühlen - hier war die geringe Leistung oft genug der Grund, mitten am Hang mit einem müden Röcheln des Motors stehenzubleiben. Mit der Nixe hätten wir da ganz anders fräsen können. Ein besonderer Spass war es dann, im Frühjahr über die teilweise überfluteten Donauwiesen (bei Immendingen) zu düsen, einer hats übertrieben und war plötzlich in einer Senke in den Fluten der Donau samt K125 verschwunden - ein selten schönes Bild, oft kopiert, nie erreicht
Die Ausrüstung war übrigens unterirdisch - die Helme hatten kein Prüfzeichen (weshalb uns später erlaubt wurde, private Helme zu tragen) und es gab keine spezielle Motorradkleidung, so das wir höchstoffiziell (! und das bei einem Verein, bei dem man nicht mal selbst entscheiden durfte, ob man eine Winter- oder eine Sommermütze tragen sollte - üblicherweise hies es am 21.März beim Appell, ab sofort wäre Frühling und Sommerkopfbedeckung zu tragen - auch wenns noch Minusgrade hatte) unter den Tarnklamotten private, wasserdichte & warme Klamotten tragen durften. Offensichtlich hatte man aus Rußland 1941 nix gelernt - Jahre später habe ich der Presse staunend entnommen, das bei der BW Goretex Klamotten eingeführt wurden. Ja, von der schnellen Truppe war dieser Verein nicht:
Spieß (Hauptfeldwebel, auch als Mutter der Kompanie bezeichnet): Männer, nach 6 Monaten ist es uns endlich gelungen, Genehmigung zu erhalten, die Unterwäsche zu wechseln. Fangen wir also an, Müller wechselt mit Meier, Dosenkohl mit Schulz ...
Privat hatte ich mir im Frühjahr eine KLR600E zugelegt - damals brandneu und das einzige neue Motorrad, das ich mir jemals gekauft hatte (die NX650 kam erst 3 Jahre später heraus). Hätte ich mal besser ein paar Monate gewartet ... wie es sich herausstellte hatte die KLR einige Kinderkrankheiten, insbesondere die Ketten zur Ausgleichswelle und Kolben/Zylinder waren häufig defekt http://de.wikipedia.org/wiki/Kawasaki_KLR_600/650 (wie man einen wassergekühlten DOHC Motor standfest macht zeigte dann Honda mit der Nixe ). Bei einer Dauertest KLR von MOTORRAD waren die Defekte so häufig, das der Test schließlich entnervt abgebrochen wurde - die Tester hatten sich geweigert, mit der Mühle noch längere Fahrten zu unternehmen.
Für mich als Geringstverdiener (keine 400DM war dem Staat jeder Monat meiner Lebenszeit wert!) wurde das schnell zum finanziellen Supergau, so das ich sie nach Ablauf der Garantiezeit mit Riesenverlust verkaufen mußte, denn inzwischen hatte es sich natürlich herumgesprochen, was für ein Mist da von Kawa verkauft wurde.
Und was habt ihr vor 30 Jahren gemacht - zeigt her eure Vokuhilas. Lacoste Polos und Schulterpolster