1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Zeigt her Eure Hondas - unterwegs oder in der Werkstatt
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nabu kudurri usur
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Am nächsten Morgen stiegen wir brav in unsere Regenklamotten und tuckerten die Küstenstraße zurück nach Osten. Es gelang uns ganze 250 km voran zu kommen. In Llanes, einer kleinen Stadt, die rund 50 km westlich von Santander liegt, machten wir Station. Das Hotel hieß „Residencia Penablanca“ und flößte uns gewaltigen Respekt ein. Alles war neu und vom Feinsten. Selbst das Bad besaß eine herrliche Marmorausstattung. Nach den Erfahrungen des vergangenen Tags fürchteten wir sehr um unseren Geldbeutel. Aber es war später Abend und wir hatten keine andere Wahl. Als wir endlich den Speisesaal aufsuchten, herrschte dort gähnende Leere. Entsetzt begannen wir zu glauben, dass die Küche bereits geschlossen habe. Der Kellner beruhigte uns. Gegen halb elf Uhr füllte sich der Raum dann zusehends mit Leben. Wir waren die ersten Gäste gewesen. Im mediterranen Spanien herrschen eben andere Sitten als im strengeren Frankreich. Als dann am nächsten Morgen die Rechnung kam, wurden unsere Augen groß und rund. Umgerechnet 29 Euro verlangten sie für das prachtvolle Zimmer – einschließlich Frühstück. Ich schloss das gastliche Land tief in mein Herz.
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nabu kudurri usur
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Es sollte uns nochmals zwei anstrengende Fahrtage kosten, bis wir müde und ausgezehrt in Perpignan ankamen. Dazwischen lagen die Besichtigung der weltberühmten Höhlenmalerei von Altamira und eine weitere Hotelübernachtung in Bayonne. Um unseren Geldbeutel zu schonen, zelteten wir trotz der späten Ankunft in Perpignan. Der Platz entpuppte sich leider als Reinfall: „Stinkt erbärmlich, kein Baum, kein Strauch, ewiges Hundegebell vom nahen Tierasyl“, notierte ich genervt über das „Relais Saintonge“.

Auch der Geheimtipp Port Leucate erwies sich als herbe Enttäuschung: Was wir suchten, das war ein Stück lebendiges Frankreich. Stattdessen fanden wir ein gähnend leeres Touristenzentrum vor, das den Trubel der Urlaubssaison längst hinter sich gelassen hatte. Also hielten wir Kriegsrat ab, warfen die MZ wieder an und fuhren voller Hoffnung nach Agde. Schließlich hatten wir dort schon im Jahr zuvor einen herrlichen Urlaub verlebt. Am frühen Nachmittag trudelten wir auf dem uns wohl vertrauten Campingplatz „Sept Fonts“ ein. Zehn Tage ununterbrochener Landstraßenfahrt und über 3.500 km Wegstrecke lagen hinter uns. Und das auf einer voll beladenen Viergang-TS. Wir waren restlos fertig.
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nabu kudurri usur
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Volle zwei Tage benötigten wir, um uns zu erholen. Aufs Motorrad wollte in dieser Zeit keiner. Erst danach begannen wir kleinere Ausflüge zu unternehmen. Quirlige Innenstädte zogen uns magisch an. Die Stadtkerne wirkten damals noch sehr authentisch und waren keineswegs so geleckt wie jetzt. An vielen Stellen blitzten noch die vierziger und fünfziger Jahre durch. Internationale Ladenketten, die heutzutage jede City beherrschen, gab es damals zwar auch schon, aber sie dominierten längst noch nicht das Stadtbild. Und die Sitten waren rustikal. Mancher Einzelhändler schmiss den Fischabfall einfach auf die Straße, wo er in der Hitze stundenlang vor sich hin stank. Erst am späten Nachmittag kam die Müllabfuhr und kehrte die faulenden Reste zusammen. Heutzutage wäre das kaum noch denkbar.
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Gierig sogen wir die Atmosphäre der historischen Zentren von Agde, Sete, Beziers und Pezenas in uns auf. Dort kauften wir Lebensmittel und einen halben Liter Motorenöl, um das inkontinente MZ-Getriebe aufzufüllen, das den Kupplungszug ganz ungeniert als Überdruckventil missbrauchte. In einer Boutique erstanden wir ein Handtuch und wunderten uns sehr über den Preis. Erst Jahre später verstanden wir, warum es so teuer war. Das Teil kam von Lacoste. Die Marke war uns damals völlig unbekannt.
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Interessant waren auch die kleinen und großen Häfen, in denen das pralle Arbeitsleben tobte. In Agde gab es noch Fischer, die morgens ihren Fang anlandeten und den örtlichen Einzelhandel belieferten. Heute findet man an den Molen keine Fischerboote mehr, sondern nur noch genormte Touristenschwemmen.
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Auch das große Handelszentrum Sete zog uns magisch an. Wir setzten uns in eine Bar am Kai und schauten den Fischern beim Flicken ihrer Netze zu. Während sie ihren Schweiß vergossen, tranken wir gemütlich Kaffee.
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Volle acht Tage blieben wir in Agde; dann brachen wir mit unserem angeschlagenen Töff zur Rückfahrt auf. Vorsichtshalber hatte ich mir die Adressen von mehreren MZ-Händlern besorgt, die entlang der vorgesehenen Reiseroute lagen. Gott sei Dank sollte ich sie nicht benötigen. Von wachsenden Motorgeräuschen abgesehen verlief die Fahrt unproblematisch. In Bourg-en-Bresse nahmen wir uns ein Zimmer und suchten das verstaubt wirkende Hotelrestaurant auf. Die Bedienung dort war ein richtiger Knüller. Sie bestand aus zwei ältlichen Damen, deren hoheitsvolle Ausstrahlung auch dem Buckingham-Palast zur Zierde gereicht hätte. Mit ihrer stolzen Unnahbarkeit verwandelten sie jede Handreichung in einen Akt sakraler Feierlichkeit, dem beizuwohnen eine besondere Auszeichnung für die Anwesenden darstellte. Der zahlende Gast fand sich dabei unversehens in der wenig attraktiven Rolle eines subalternen Ministranten wieder, der zur rechten Zeit einige Stichworte für den weiteren Ablauf der kultischen Handlung geben durfte. Die Blicke der beiden Hohepriesterinnen ließen allerdings keinerlei Zweifel darüber aufkommen, dass sie uns für vollkommen unwürdig erachteten, selbst diese bescheidene Aufgabe auch nur halbwegs angemessen zu erfüllen. Nach einer halben Stunde begannen wir das selbst zu glauben.
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Am nächsten Morgen hatten wir es offenbar recht eilig, von diesem gastlichen Ort wieder wegzukommen. Heute fände ich es sehr ungewöhnlich, wenn ortsansässige Franzosen ein kilometerlanges Tempolimit von 60 Knoten strikt einhielten. Damals tat ich es nicht und überholte zügig "die elenden Schleicher" vor mir, was sich leider allzu rasch als Fehler erwies. Als die lang gestreckte Baustelle zu Ende war, kam der kleine Ort Coligny. Dort standen zwei Beamte der Gendarmerie und winkten mich energisch heraus. 102 km/h hatten sie gemessen. Das war Rekord an diesem Vormittag. Rund 50 Euro kostete der Spaß. Das tat zwar weh, stellte aber im Vergleich zu heutigen Strafen ein ausgesprochenes Schnäppchen dar. Trotzdem habe ich es mir zu einer schönen Tradition werden lassen, die Polizeiwache in Coligny regelmäßig mit erhobenem Mittelfinger zu grüßen, wenn ich an ihr wieder einmal vorbeirolle. Mit vorschriftsmäßiger Geschwindigkeit, versteht sich.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Feb 11, 2021 6:15 pm, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Am 28. September 1977 waren wir wieder in Tübingen. 20 anstrengende Urlaubstage und mehr als 5.000 Kilometer Landstraßenfahrt lagen hinter uns. Was vor uns lag, war ausgesprochen unerfreulich: Die angeschlagene MZ musste vier Wochen nach ihrer letzten Reparatur abermals in die Werkstatt. Und das konnte teuer werden. Ich begann über Alternativen nachzudenken. Schließlich besaßen wir ja noch die gemeinsamen Ersparnisse aus sechs Wochen Ferienarbeit.
http://maps.google.de/maps?f=d&source=s ... e=UTF8&z=6

http://maps.google.de/maps?f=d&source=s ... .51123&z=6
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Re: 1977 nach Santiago - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (3)

Beitrag von nabu kudurri usur »

ENDE Zugleich bitte ich um Nachsicht für die bescheidene Qualität der Fotos. Unsere ökonomische Situation erlaubte damals nicht die Anschaffung einer guten Kamera.
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