Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Zeigt her Eure Hondas - unterwegs oder in der Werkstatt
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nabu kudurri usur
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Abends gönne ich mir den Luxus eines Restaurantbesuchs. Ich prasse und nehme nicht das Sparmenü für 10 €, sondern das für 20 €, inklusiv Wein versteht sich. Das Hauptgericht besteht aus frittierten Tintenfischringen mit Pommes frites. Zum Nachtisch verzehre ich einen Flan. Der Wein ist natürlich kein Châteauneuf du Pape, sondern ein einfacher Landwein, die Schwaben würden ihn als „Krätzer“ bezeichnen. Anschließend bezahle ich meine Camping-Zeche: Für 18 Nächte drücke ich 180 € ab. Genauso viel haben Sigrid und ich kürzlich in Braunschweig für eine einzige Hotelübernachtung gezahlt! Bis 23.30 Uhr sitze ich noch am Moto, genieße den Ort und bedaure aufrichtig, ihn morgen verlassen zu müssen.

Freitag, 15. Juni: Gegen 8 Uhr komme ich aus den Federn. Es ist ein kühler, wolkenloser Morgen. Der Tag verspricht heiß zu werden. Trotz Vorpackens am Vortag komme ich erst gegen 11 Uhr los. Ich habe einfach zu viel Krempel dabei. Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, wenn am Ende der diffizilen Packerei nicht aufgeben und die Hälfte meiner Bagage zurücklassen muss.
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nabu kudurri usur
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Die vielen Kilometer auf Autobahnen und Schnellstraßen hatten mir den Hinweg etwas vergällt. Den Rückweg plane ich auf Nebenstraßen, die südlich von Toledo von West nach Ost führen, entlang der Strecke Guadalupe – Buenasbodas – Los Navalmorales – Sonseca – Mora – Corral de Almaguer – Cuenca – Teruel. Die Gegend dort ist agrarisch geprägt und bietet weder Kurven noch landschaftliche Höhepunkte. Mit einem Wort: Die Fahrt ist öde und langweilig. Es gibt kaum Bäume, die Schatten spenden. Nach langer Suche halte ich schließlich auf dem Bürgersteig eines kleinen Orts, um eine kurze Pause einzulegen.
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nabu kudurri usur
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Das Navi will mich stets von den Umgehungsstraßen weg und in die kleinen Orte hineinführen. Ich ignoriere es schließlich und orientiere mich an Karte und Straßenschildern. Tankstellen gibt es hier derart wenige, dass ich befürchten muss, trotz meines 23 Liter Tanks ohne Sprit irgendwo zu stranden. Beruhigend wirkt mein kleiner Reservekanister, der allerdings nur 2 Liter Volumen aufweist. Bei Saelices finde ich endlich eine offene Tanke, doch kommt kein Sprit aus dem Hahn. Im Shop spricht keiner Englisch. Also haue ich die anwesenden Beamten der Guardia Civil an. Sie erklären mir, dass ich erst zahlen muss und dann tanken darf. Woher soll ich aber genau wissen, wie viele Liter Sprit in meinen Tank passen? Sie managen für mich, dass ich erst tanken und dann bezahlen darf. Danke Jungs! Hinter Cuenca werde ich saumüde und würde gerne rasten. Aber es gibt weder einen Rastplatz noch Schatten. Es heißt: durchhalten! In Teruel ist kein Hinweisschild auf einen Campingplatz zu finden. Also geht es weiter in Richtung Alcañiz. In Cañizar del Olivar (https://es.wikipedia.org/wiki/Ca%C3%B1izar_del_Olivar), die freie Enzyklopädie finde ich gegen halb acht Uhr endlich einen Campingplatz. Da es kein Platzrestaurant gibt, futtere ich drei Tage altes Brot von LIDL und meine letzte Dose Jensens Leberpastete. Dazu süffele ich kaltes Bier, eine Köstlichkeit nach der Hitzeschlacht des vergangenen Tags.

Der Betreiber ist hauptberuflicher LKW-Fahrer in der örtlichen Mine. Per Handschlag verlangt er mir 15 € Übernachtungsgebühr ab. Früher ist er selbst Motorrad gefahren, musste aber wegen einer schweren Verletzung damit aufhören. Als er hört, dass ich an einem einzigen Tag von Guadalupe zu ihm gefahren bin, schaut er mich ungläubig an. Zu den Tourenfahrern scheint er nicht gehört zu haben. Nach der langen Fahrt bin ich derart unkonzentriert, dass ich meine Sonnenbrille und andere Ausrüstungsgegenstände auf einem Stromkasten vor dem Zelt vergesse. Erst am nächsten Morgen bemerke ich meinen Fauxpas.
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Samstag, 16. Juni: Um 8 Uhr krieche ich aus dem Schlafsack. Der Himmel ist wolkenlos. Ich frühstücke Zwieback und Konfitüre aus dem Bordvorrat. Als Kaffeeersatz dient ein halber Liter H-Milch. Nach Verlassen des Campingplatzes erreiche ich eine nicht einsehbare Kreuzung. Leider ist die Straße, auf der ich stehe, steil und ich muss eine Linkskehre um mehr als 90 Grad nehmen. Eigentlich müsste ich anhalten und mich langsam vorwärtstasten – mit dem Risiko, dass die Fuhre umkippt. Ich entscheide mich fürs beherzte Zufahren im festen Vertrauen darauf, dass auf der vorfahrtsberechtigten Hauptstraße gerade kein LKW kommt – und werde belohnt! Bei 36 Grad Celsius fahre ich über Fraga, Lleida und Balaguer in die Pyrenäen. Langsam zieht sich der Himmel zu. Kurze Schauer gehen nieder. Zwei Kilometer vor Puigcerda öffnet der Himmel seine Schleusen und schickt einen kleinen Wolkenbruch hernieder. Da hatte ich die Regenkombi leider noch nicht an. Zwei Kilometer weiter kommt endlich die rettende Tanke, unter deren Dach ich flüchten und meine Regenklamotten anziehen kann. Zu spät!
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Gegen 17.30 Uhr erreiche ich endlich den Campingplatz Domaine Saint Martin (https://domainesaintmartin.com/). Der Platz hat schon wieder neue Betreiber. Wie ich erfahre, haben sich die letzten Eigner untereinander zerstritten und das Objekt im Wege der Versteigerung verloren. Die Wirtin ist sehr charmant und merkt sich sofort meinen Namen. Sie wirkt auf mich allerdings auch sehr durchsetzungsfähig. Unterm Strich brachte der Wechsel nicht nur Positives: Der morgendliche Lieferservice von frischen Baguetten direkt an das Zelt wurde eingestellt, und von zwei Sanitäreinrichtungen auf dem weitläufigen Gelände ist nur noch einer geöffnet. Es handelt sich um eine Unisex-Einrichtung, neben deren Eingang witzigerweise ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Dames“ prangt . Als ich die Anlage später betrete, werde ich prompt von einer anwesenden Frau belehrt, dass die Männerklos am anderen Ende des Gebäudes seien. Mein dezenter Hinweis, dass die Männeraborte geschlossen seien, führt dann dazu, dass ich stirnrunzelnd geduldet werde. Friedlich duschen wir nebeneinander, in getrennten Kabinen, versteht sich.

Wenigstens ist das Platzrestaurant jeden Tag geöffnet, was früher nur am Wochenende der Fall war. Dieses Angebot werde ich heute garantiert nutzen, muss zuvor aber noch mein Zelt im zeitweise heftigen Regen aufbauen. Ich tue dies in voller Regenmontur. Offenbar habe ich einiges an Gewicht verloren: Meine Lederhose rutscht mir beim Zeltaufbau nämlich unaufhaltsam über den Hintern. Ein besonders breitbeiniger Gang à la John Wayne bewahrt mich vor einem ungewollten Striptease. Gegen 19 Uhr sitze ich frisch geduscht und hungrig als einziger Gast im Restaurant. Heute prasse ich mal und haue 50 € auf den Kopf. Sigrid und ich werden wegen meiner Zügellosigkeit noch im Armenhaus landen! Das schlechte Wetter soll laut Wirtin in den nächsten Tagen anhalten. Sie klagt über den Klimawandel, der den Pyrenäen mehr Regen beschere als früher.
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Sonntag, 17. Juni: Der Tag verläuft weitgehend trocken mit gelegentlichen Regenschauern. Ich hänge meine nassen Regenklamotten auf die Leine und berge sie, wenn es mal wieder zu tröpfeln beginnt. Camperschicksal!
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Jul 13, 2023 6:19 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

Gegen die Sonntagsmonotonie kämpfe ich mit Reinigungsarbeiten an. Meine Ledersachen samt den gut gebrauchten Stiefeln erhalten eine Fettkur. Auf rund eine halbe Million Kilometer habe in über fünf Jahrzehnten drei Paar Stiefel verschlissen, nicht gerade viel! Neue Exemplare lagern schon zu Hause, aber mit nicht eingelaufenen Tretern wollte ich keine Besichtigungsmärsche unternehmen!
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Beitrag von nabu kudurri usur »

In den Regenpausen marschiere ich auf dem Gelände herum und fotografiere den schönen Platz, auf dem mein Zelt steht. Beim Kaffee sinniere ich darüber, ob mein Urlaubskonzept noch altersgemäß ist. Es entstand vor 52 Jahren, als ich jung und neugierig auf die Welt war. Bequemlichkeit stand nicht im Fokus. Seitdem habe ich – oft gemeinsam mit Sigrid - große Teile Europas besucht. Es reizte mich stets die Herausforderung, nicht etwa Erholung. Seitdem sind meine Gelenke steifer und der Körper älter geworden. Ich schaffe das gewohnte Pensum immer noch gut: Bis zu 10 Stunden mit nur minimalen Tankpausen ständig auf dem Bock zu sitzen, stellt keine unüberwindliche Hürde für meine Gesundheit dar. Aber will ich das noch? Macht mir das noch Spaß? Bei 36 Grad Celsius schwitzend und stinkend wie ein Iltis durch ein sonnenverbranntes Spanien zu fahren, verzweifelt auf der Suche nach Schatten, der nie kommt? Zwei Stunden später, nachdem das Wetter plötzlich umschlug, mit beschlagenem Visier jämmerlich frierend durchs verregnete Gebirge zu schleichen, dabei fluchend, dass ich mich nicht erinnern kann, wohin ich die warmen Sachen gesteckt habe? Ich weiß es nicht! Klar, all‘ diese Mühsal ist lästig, aber auch Begleiterscheinung eines erfüllten Lebens. Wenn man dergleichen nicht mehr bemerkt, ist man vielleicht schon tot. Vielleicht sollte ich mein Konzept modifizieren: nicht mehr ganz so weit fahren, weniger Gepäck mitnehmen, auf das Abkochen verzichten? Oder ich greife auf die mir zugedachten Angebote der Industrie zurück: Welche Distanzen kann man eigentlich mit einem Treppenlift überwinden? Wie ich mich auch entscheide: Carpe diem – tot bin ich noch lange genug!

Meinen Ladestrom für das Handy nassauere ich von Marianne, einer allein reisenden Belgierin aus Antwerpen. Abends mümmele ich Calamares und Baguette; danach sitze ich bis halb zwölf mit meinem Weinbecher am Moto. Die hier reichlich vorhandenen Mücken halte ich mit Autan und einer Mosquitospirale auf Abstand.

Montag, 18. Juni: Heute tue ich das, weswegen ich hierherkam: Es ist Einkaufstag. Für Sigrids Küche arbeite ich sechs Stunden lange eine detaillierte Einkaufsliste ab. Mein Weg führt mich zu diversen Supermärkten in Vernet, Prades und Perpignan. Ich bekomme fast alles; nur die Maggi-Würfel der Geschmacksrichtung „Bouillon de Mouton“ bleiben unauffindbar. Selbst gönne ich mir zum Kaffee am Nachmittag den von mir heiß geliebten Flan. Leider gibt es ihn nur im Doppelpack. Egal, ich schlage zu. Dafür entfällt das Abendessen, nicht aber der Absacker am Zelt. Leider kriege ich den felsenfest sitzenden Korken mit meinem Schweizer Taschenmesser nicht aus dem Flaschenhals. Ich löse das Problem mit einer Bitte um technische Hilfe bei einem Schweizer Kollegen, dem ich das Unvermögen des eidgenössischen Produkts in den düstersten Farben schildere. Leider sitzt der gute Mann ganz unten am Fuße des Hügels, und ich ganz oben. Ich gehe früh zu Bett und hoffe inständig, dass es morgen trocken bleibt.
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

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Dienstag, 19. Juni: Gegen 7.30 Uhr wälze ich mich aus dem Schlafsack. Yippie, es bleibt trocken. Zum Frühstück gibt es Milch und Apfelmustaschen. Letztere hatte ich gestern in dem Glauben gekauft, es handele sich um Croissants. Pech gehabt! Gegen 10 Uhr komme ich los und wendele mich durch wolkenverhangene Corbieren. Die Tanke in Estagel hat – wie so viele – ihr Personal abgebaut, so dass ich Sprit nur noch am Automaten über meiner Kreditkarte erhalte. Ich benutze sie ungern, seitdem sie vor einigen Jahren von Unbefugten zum Kauf von Luxustickets bei Ethihad genutzt wurde. Mangels Alternative bleibt mir leider keine andere Wahl. Bei Narbonne biege ich auf die Autobahn ein, die mich nach einer langweiligen mehrstündigen Fahrt nach Lyon bringt. Es nervt ein böiger Seitenwind. Bei einer Rast weht er mir den Helm vom Tisch. Starke Kratzer im Helmvisier sind die unangenehme Folge; gottseidank liegen sie unterhalb des Hauptsichtbereichs. Ich tuckere mit 5.000 Umdrehungen dahin, was Tempo 114 entspricht. Das mag zäh klingen, aber eine höhere Dauerdrehzahl möchte ich dem Motor nicht zumuten. Und: Führe ich Höchstgeschwindigkeit (130km/h), wäre ich 20 Minuten früher in Lyon. Zieht man dann noch diverse Langsamfahrstellen ab, dann schrumpft der Zeitnachteil weiter. Bei meinem Tempo verbraucht die stark beladene Domi rund 5,7 Liter auf 100 km. Gegen 19.30 Uhr treffe ich auf dem Campingplatz von Lons-le-Saunier ein; Gepäck verstauen, Zeltaufbau und Motoröl nachfüllen dauern rund 60 Minuten. Nach 13 Stunden „Arbeitseinsatz“ gönne ich mir Pulpo und Baguette zum Abendessen. Da ich den Zeltaufbau in Socken vollzog, darf ich Hunderte kleiner Kletten von der Sohle puhlen. Prost Mahlzeit! Bei unserem abendlichen Telefonat warnt mich Sigrid vor schweren Gewittern. Das kann ja heiter werden!
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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

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Mittwoch, 20. Juni: Donner weckt mich um 6 Uhr morgens. Ich kann gerade noch den Tankrucksack und den Ledersitz mit ihren Regenhüllen abdecken und den Regenanzug aus dem Gepäck bergen, dann blattert es eine Viertelstunde lang wie aus Kübeln. Ich freue mich, dass mein 29 Jahre altes Hilleberg-Zelt nicht einen einzigen Tropfen durchlässt. Allerdings befürchte ich, durch Extrem-Wetter für mehrere Tage auf dem Platz gefesselt zu bleiben. Weit gefehlt! Gegen 8 Uhr ist der Spuk vorbei. Ich stiefele zur Rezeption, hole meine Baguette ab und bestelle im angeschlossenen Café einen Kaffee. Dazu verzehre ich Teile meiner Baguette und die letzten Reste spanischer Marmelade. Zwei Croissants schiebe ich hinterher. Auf dem Platz beobachte ich das wunderbare Bild eines jungen Liebespaares. Er fährt ein Lastenfahrrad, in dessen Korb sie sitzt und lauthals jubiliert. Schöner kann man Zweisamkeit und gegenseitiges Vertrauen kaum illustrieren.

Da ich mit Regen rechne, ziehe ich vor meiner Abfahrt die Regenhose an. Es ist sich überflüssig zu erwähnen, dass es den ganzen Tag über trocken bleibt und ich in der Oberrheinischen Tiefebene schwitzend das überflüssige Kleidungsstück ausziehe. Ich Deutschland zurück vermisse ich die Rücksichtnahme der Spanier und der Franzosen auf der Autobahn. Bewegen sie ihr Gefährt auf der Überholspur und sehen, dass ich mich auf der rechten Spur einem langsameren LKW nähere, dann lassen sie eine Lücke, in die ich einscheren kann. Die deutschen Autofahrer hingegen geben dann noch mal schnell Gas, um eben diese Lücke rasch zu schließen.

An der Tanke in Freiburg gerate ich nochmals in Gefahr, umzukippen. Bedingt durch die starke Beladung sinkt das Heck der Domi derart tief ein, dass ich zum Abstellen des Motorrads stets eine Schiefe Ebene benötige. Leider haben ein Hermes-Fahrzeug und andere PKWs die Fläche an der Tanke dermaßen zugestellt, dass ich keine Schiefe Ebene finde. Als ich absteige, steht das Motorrad exakt aufrecht, und als ich wieder aufsteigen will, sinke ich mitsamt Domi in die Schläuche der Tanksäule neben mir. Ein freundlicher Autofahrer reagiert blitzartig auf meinen Hilferuf und richtet mich wieder auf. Glück gehabt! In meine To-do-Liste trage ich ein: Seitenständer kürzen. In Fürfeld, dem letzten Tankstopp auf meiner Heimreise, packe ich mein Bordwerkzeug aus und richte den verdrehten Rückspiegel. Über zehn Stunden nach meinem Start in Lons-le-Saunier trudele ich um halb neun Uhr abends im Heimathafen ein. Mehr als vier Wochen war ich auf Achse und habe dabei rund 8.000 km zurückgelegt. Wie wunderbar ist es, jetzt wieder meine Ehefrau in den Arm nehmen zu können! Für ihre Küche habe ich einiges mitgebracht. Für mich auch! Über meine quälende Pulposucht hatte ich hier ja bereits 2019 berichtet. Seitdem hat sich nichts geändert. Sämtliche Therapieversuche sind fehlgeschlagen.
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