Pit NX650 hat geschrieben: ↑Do Nov 02, 2023 12:08 pm
Limitierende Spülkanäle würden auch die Drehunwilligkeit der 650er erklären...
Das würde auch erklären, warum Anfang der 90er auf einmal Testmaschinen mit bis zu 50PS auftauchten
viewtopic.php?p=7496#p7496 - da hat Honda ein bisschen nachgeholfen. Warum das nicht in Serie ging ist klar, der Motor war auch mit weniger Leistung schon thermisch auf Kante genäht, dann hätten noch mehr ihren Motor verheizt. Die andere Frage ist, warum Honda seit der XR500 von 1982 den Motor nie wirklich weiterentwickelt hat, hatte mir da schon vor ein paar Jahren so meine Gedanken gemacht. Honda wollte keinerlei Geld mehr in die Entwicklung von großen Einzylindern versenken. Das ging dann soweit, das (der Legende nach) die XR650L bei Fahrtests Hitzewallungen hatten und statt eines teuren Ölkühlers die großen Lufthutzen bekam.
Im Nachhinein lässt sich spekulieren, warum Honda der Domi nicht einen neukonstruierten Motor oder wenigstens Ölkühlung spendierte - da läuft vor meinem inneren Auge folgende Szene ab ...
Wir schreiben das Jahr 1982 - die Honda Techniker hatten gerade den Nachfolger für die in den USA äußerst beliebte XR500 entwickelt. Neben einer erstmals verwendeten Trockensumpfschmierung (die bisherigen XL/XR hatten Nassumpfschmierung) wurde auch ein revolutionärer Radial Ventil Zylinderkopf (RFVC) eingeführt. In die letzten Abschlussarbeiten platzt dann plötzlich der
Marketing Chef "Leute, Yamaha bringt eine 600er heraus - wir brauchen schnellstens ebenfalls eine 600er Strassenenduro - nehmt einfach den XR500 Motor und bohrt ihn auf!"
Konstrukteur "äh, Cheffe - der XR Motor ist doch als Geländesportmotor konstruiert worden, der verträgt kein Dauervollgas. Außerdem benötigt er auch häufige Ölwechsel und sorgfältige Wartung. Die Geländesportler stört das nicht, die warten ihre Maschinen sowieso nach jedem Rennen. Besser wäre für eine Straßenenduro eine komplette Neukonstruktion mit Ölkühler oder besser noch Wasserkühlung, um die thermischen Reserven zu erhöhen und die Wartungsintervalle zu verlängern"
Marketing "Das wird viel zu teuer, das bekommen wir niemals verkauft. Die Yamahas sind doch sowieso schon viel billiger. Überhaupt seid ihr Techniker wieder viel zu negativ - schreibt halt entsprechende Ölwechselintervalle in die Dokumentation rein, dann paßt das schon"
Konstrukteur "Cheffe, dann sollte aber auch unbedingt in das Fahrerhandbuch der Hinweis rein, das der Motor nicht für Dauervollgas konstruiert wurde und sorgfältige Wartung benötigt, damit er hält."
Marketing "Verrückt geworden??? Das wäre ja der Marketing Supergau, zuzugeben, unsere Motoren wären nicht vollgasfest. Das passt schon, notfalls können wir Defekte dem Kunden in die Schuhe schieben"
Und so wurde es dann gemacht, die XL600R bekam den praktisch unveränderten XR500 Motor. Nicht überraschend kam es dann zu einigen Motorschäden, sogar Dauertest Motorräder, die ja von Honda Deutschland gewartet wurden, waren davon betroffen. Ab 1988 wiederholte sich obige Szene, diesmal mit der NX650, die den praktisch unveränderten XL600R Motor bekam. Und unzählige Domi Besitzer mussten sich dann von den Händlern anhören: "selber Schuld, was fahren sie auch mit zu wenig Öl!"