200.000km Dauertest NX650 Dominator
Verfasst: Di Apr 29, 2014 9:28 am
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Die NX650 „Dominator“ (die Norton Dominator hieß offiziell nie so) war schon immer mein Traummotorrad. Das mag heute schwer vorstellbar sein, da die Domi für die meisten nur eine langweilige Gebrauchtmöhre ist, deren einziger Vorzug der günstige Preis ist. Als armer Student musste ich aber bis 1992 warten, als ich mir endlich eine gebrauchte 1988er Domi mit 16.000km leisten konnte.
Wahrscheinlich aus diesem Grund führte ich schon immer ein Fahrtenbuch - leider habe ich meine Aufzeichnungen bis 1999 bei einem Umzug, so das mir an Infos nur dieser Leserbrief aus MOTORRAD zur Verfügung steht. Bis 1995 lief die Domi (fast) problemlos - Kettensätze waren alle ca. 20.000km fällig, die von mir monierte geringe Laufleistung der Kettenschleifer ist allerdings meine eigene Schuld - falsche Einstellung des Kettendurchhangs. Richtig justiert halten die Schleifer viel länger.
Die serienmäßigen Bridgestone Reifen waren auch (meiner Erinnerung nach) im Winterbetrieb und im Gelände zu gebrauchen, leider verschlissen sie rasant: der hintere war nach 5000km am Ende, der vordere hielt dafür ca 20.000km. Da die Domi Reifenbindung hat musste ich den Metzeler Enduro per Einzelabnahme eintragen lassen, was damals - anders als heute - noch richtig schwierig war. Für die Africa Tour wurde dann der legendäre Michelin T63 aufgezogen, ein straßenzugelassener Grobstoller, der optisch den Rally Reifen nachempfunden war. Wie alle Reifen dieser Bauart fuhr er sich auf der Straße eigenwillig, aber beherrschbar. Und auch die Laufleistung war ok, der Hinterradreifen hat die 7000km mit noch 2mm Restprofil überstanden. Leider gibt es den T63 nicht mehr, aber moderne Grobstoller wie der Brigdestone Adventurecross oder der Michelin Anekee Wild lassen sich auf der Straße viel neutraler fahren.
An den Bremsen mußte bereits nach 30.000km die vordere Bremsscheibe wegen Rissbildung getauscht werden, ein bekanntes Leiden. Ebenso klemmten ständig die Bremskolben, da ich zu dieser Zeit die Dominator auch als Winterfahrzeug nutzte.
Einziges Problem der Frühzeit: irgendwo in der Mitte Afrikas war bei der morgendlichen Ölstands Kontrolle der Rahmentank fast leer – sie hatte (nachdem der Ölverbrauch sonst bei ca 0,3L lag) bei der vorherigen 300km langen Tagestour fast 1,2l Öl verbraucht! Danach sank der Ölverbrauch wieder, es mussten aber täglich ca. 0,5l nachgefüllt werden. Zuhause, nach einem Ölwechsel, lag der Ölverbrauch wieder bei ca. 0,3l - absolut unerklärlich, schließlich regenerieren sich Ventilschaftdichtungen (die oft fälschlicherweise für den hohen Ölverbrauch verantwortlich gemacht werden) ja nicht von selbst. Wieder zurück, fing der Motor bei 68.000km an zu klappern an, um dann eines Morgens nicht mehr anzuspringen – in der Werkstatt wurde mir mitgeteilt, das Kipphebel/Nockenwelle eingelaufen waren und ein Ventilsitzring rausgefallen war. Beides für die Dominator typische Materialfehler, nur wusste ich das damals mangels Google (wurde erst 3 Jahre später gegründet) noch nicht . Beleidigt schob in die Domi in die Scheune und schmollte – verkaufen wollte ich sie aber nicht, dazu hatte sie zu viel Spaß gemacht. Erst viel später stellte sich heraus, das der an sich haltbare RFVC Motor an einer konstruktiven Eigenheit litt, die man eigentlich nur bei Britbikes vermuten würde: dem sogenannten Wetsumping http://nx650dominator.de/Kontrolle-Oelstand/Wetsumping/ - es lag also nicht wie damals von mir vermutet am FeshFesh.
Aber zurück zu meiner Domi – nachdem ich ausgiebig geschmollt hatte, besorgte ich mir einen Teileträger als Organspender, kaufte neue Verkleidungsteile und restaurierte sie originalgetreu – denn so gefällt sie mir eigentlich am besten. Leider bin ich wenige Tage nach der Neuzulassung im Tran auf eine Dose aufgefahren, die verbotenerweise nach links abbiegen wollte. Alles war demoliert, Tank, Verkleidung, Lenker, Tacho etc … Gabel und Vorderrad sowieso. Wirtschaftlich betrachtet ein Totalschaden. Ich hatte noch nicht mal ein paar schöne Fotos gemacht, das einzige erhaltene zeigt meine Domi kurz vor der Zulassung in der Scheune (daneben wartet meine R80 auf den Anbau des Beiwagens)
Nachdem sich also nun schon zum zweiten Mal meine Domi sich ihrer Verkleidung entledigt hatte kam ich zu dem Schluss, dass sie lieber nackig fährt – da lag doch in der Scheune ein alter Max Tank herum, den ich probeweiser schon vorher mal auf den Rahmen des Teileträgers gelegt hatte – et voila, die Idee zur Domi 2.0 „Scrambler“ war geboren (modisch wurde die Scramblerei erst Jahre später, so das ich für meinen Umbau kein Vorbild hatte).
Auf den ersten Touren machte dann der eingebaute Austauschmotor Mucken – hoher Ölverbrauch, geringe Leistung und zweimal hatte ich sogar einen Kolbenklemmer. Angeblich war der Motor wegen eines Sitzringschadens schon mal überholt worden – und das war er wohl schon, nur anscheinend auf „russisch“ - die Sitzringe waren mit Körnerschlägen gesichert. Also kurzerhand einen zweiten Austauschmotor besorgt, der dann ordentlich und vorerst ohne Mucken lief.
Die Domi wurde dann in den folgenden Jahren zum Touren und zu Fahrten auf Treffen genutzt. Doch ein schlechtes Gefühl fuhr immer mit, denn die Ursache des Motorschadens des original Motors war mir immer noch nicht bekannt. Irgendwo in der Mitte Afrikas war damals bei der morgendlichen Ölstands Kontrolle der Rahmentank fast leer – sie hatte (nachdem der Ölverbrauch sonst bei ca 0,3L lag) bei der vorherigen 300km langen Tagestour fast 1,2l Öl verbraucht! Danach sank der Ölverbrauch wieder, es mussten aber täglich ca. 0,5l nachgefüllt werden. Zuhause, nach einem Ölwechsel, lag der Ölverbrauch wieder bei ca. 0,3l - absolut unerklärlich, schließlich regenerieren sich Ventilschaftdichtungen (die oft fälschlicherweise für den hohen Ölverbrauch verantwortlich gemacht werden) ja nicht von selbst.
Entsprechend vorsichtig war ich dann später – der Ölstand wurde morgens täglich überprüft, obwohl mir das Gepanschte mit dem Peilstab ziemlich auf die Nerven ging – meist musste sowieso nichts nachgefüllt werden, weil der Verbrauch des zweiten Austauschmotors gering war. Doch auch dieser war für Überraschungen gut – beim einem Alpenkratzen, mit anderen, weitaus stärkeren Maschinen war morgens auf einmal wieder der Öltank leer. Um dranbleiben zu können hatte ich die Domi bis zum letzten ausquetschen müssen, mit entsprechend hohen Öltemperaturen. Wieder fehlten 1,2l Öl, in der Folge kontrollierte ich auf jeden Stop den Ölstand – dieses Bild hat man auf der Tour sehr oft gesehen.
zuhause, nach einem Ölwechsel, sank der Ölverbrauch ebenso unerklärlicherweise wieder auf ein normales Maß. Auch wenn dieses mal keine Folgenschäden zu beklagen waren – ich hatte die Nase gestrichen voll und dachte zum ersten Mal daran, mir ein anderes Motorrad zu kaufen. Bis „Langer“ aus dem Domi-forum auf die geniale Idee mit dem Ölschauschlauch kam.
Nicht nur konnte man nun endlich jederzeit mit einem Blick (sogar beim Fahren) den Ölstand erkennen, damit wurde auch endlich bestätigt, was bisher nur vermutet wurde (denn in der Theorie müßte der Rahmentank ständig überlaufen, da die Rahmenpumpe stärker dimensioniert ist als die Pumpe zur Versorgung von Kopf, Getriebe etc.). Unter gewissen Umständen ist die Ölpumpe bei laufendem Motor nicht mehr in der Lage, das Öl wieder vollständig zurück in den Öltank zu pumpen (wetsumping - siehe oben). Klarer Fall, das sich mir so einen Schlauch zulegen mußte - endlich war wieder angstfreies Fahren mit der Domi möglich - und sehr Custommäßig sieht es auch aus
Der Austauschmotor fing dann langsam an, mehr Öl zu verbrauchen - bei einer Laufleistung von ca 80.000km aber noch im Rahmen. Wie bei jedem anderen luftgekühlen Einzylinder sollte man dann, um teure Folgenschäden zu vermeiden, den Zylinder ausschleifen und den Kopf überholen – ich entschied mich aber dafür, den originalen Kicker-motor wieder zu reaktivieren. 2014 bei km-stand 115.000km war daher die Zeit für eine komplette technische und optische Überholung gekommen.
Die NX650 „Dominator“ (die Norton Dominator hieß offiziell nie so) war schon immer mein Traummotorrad. Das mag heute schwer vorstellbar sein, da die Domi für die meisten nur eine langweilige Gebrauchtmöhre ist, deren einziger Vorzug der günstige Preis ist. Als armer Student musste ich aber bis 1992 warten, als ich mir endlich eine gebrauchte 1988er Domi mit 16.000km leisten konnte.
Wahrscheinlich aus diesem Grund führte ich schon immer ein Fahrtenbuch - leider habe ich meine Aufzeichnungen bis 1999 bei einem Umzug, so das mir an Infos nur dieser Leserbrief aus MOTORRAD zur Verfügung steht. Bis 1995 lief die Domi (fast) problemlos - Kettensätze waren alle ca. 20.000km fällig, die von mir monierte geringe Laufleistung der Kettenschleifer ist allerdings meine eigene Schuld - falsche Einstellung des Kettendurchhangs. Richtig justiert halten die Schleifer viel länger.
Die serienmäßigen Bridgestone Reifen waren auch (meiner Erinnerung nach) im Winterbetrieb und im Gelände zu gebrauchen, leider verschlissen sie rasant: der hintere war nach 5000km am Ende, der vordere hielt dafür ca 20.000km. Da die Domi Reifenbindung hat musste ich den Metzeler Enduro per Einzelabnahme eintragen lassen, was damals - anders als heute - noch richtig schwierig war. Für die Africa Tour wurde dann der legendäre Michelin T63 aufgezogen, ein straßenzugelassener Grobstoller, der optisch den Rally Reifen nachempfunden war. Wie alle Reifen dieser Bauart fuhr er sich auf der Straße eigenwillig, aber beherrschbar. Und auch die Laufleistung war ok, der Hinterradreifen hat die 7000km mit noch 2mm Restprofil überstanden. Leider gibt es den T63 nicht mehr, aber moderne Grobstoller wie der Brigdestone Adventurecross oder der Michelin Anekee Wild lassen sich auf der Straße viel neutraler fahren.
An den Bremsen mußte bereits nach 30.000km die vordere Bremsscheibe wegen Rissbildung getauscht werden, ein bekanntes Leiden. Ebenso klemmten ständig die Bremskolben, da ich zu dieser Zeit die Dominator auch als Winterfahrzeug nutzte.
Einziges Problem der Frühzeit: irgendwo in der Mitte Afrikas war bei der morgendlichen Ölstands Kontrolle der Rahmentank fast leer – sie hatte (nachdem der Ölverbrauch sonst bei ca 0,3L lag) bei der vorherigen 300km langen Tagestour fast 1,2l Öl verbraucht! Danach sank der Ölverbrauch wieder, es mussten aber täglich ca. 0,5l nachgefüllt werden. Zuhause, nach einem Ölwechsel, lag der Ölverbrauch wieder bei ca. 0,3l - absolut unerklärlich, schließlich regenerieren sich Ventilschaftdichtungen (die oft fälschlicherweise für den hohen Ölverbrauch verantwortlich gemacht werden) ja nicht von selbst. Wieder zurück, fing der Motor bei 68.000km an zu klappern an, um dann eines Morgens nicht mehr anzuspringen – in der Werkstatt wurde mir mitgeteilt, das Kipphebel/Nockenwelle eingelaufen waren und ein Ventilsitzring rausgefallen war. Beides für die Dominator typische Materialfehler, nur wusste ich das damals mangels Google (wurde erst 3 Jahre später gegründet) noch nicht . Beleidigt schob in die Domi in die Scheune und schmollte – verkaufen wollte ich sie aber nicht, dazu hatte sie zu viel Spaß gemacht. Erst viel später stellte sich heraus, das der an sich haltbare RFVC Motor an einer konstruktiven Eigenheit litt, die man eigentlich nur bei Britbikes vermuten würde: dem sogenannten Wetsumping http://nx650dominator.de/Kontrolle-Oelstand/Wetsumping/ - es lag also nicht wie damals von mir vermutet am FeshFesh.
Aber zurück zu meiner Domi – nachdem ich ausgiebig geschmollt hatte, besorgte ich mir einen Teileträger als Organspender, kaufte neue Verkleidungsteile und restaurierte sie originalgetreu – denn so gefällt sie mir eigentlich am besten. Leider bin ich wenige Tage nach der Neuzulassung im Tran auf eine Dose aufgefahren, die verbotenerweise nach links abbiegen wollte. Alles war demoliert, Tank, Verkleidung, Lenker, Tacho etc … Gabel und Vorderrad sowieso. Wirtschaftlich betrachtet ein Totalschaden. Ich hatte noch nicht mal ein paar schöne Fotos gemacht, das einzige erhaltene zeigt meine Domi kurz vor der Zulassung in der Scheune (daneben wartet meine R80 auf den Anbau des Beiwagens)
Nachdem sich also nun schon zum zweiten Mal meine Domi sich ihrer Verkleidung entledigt hatte kam ich zu dem Schluss, dass sie lieber nackig fährt – da lag doch in der Scheune ein alter Max Tank herum, den ich probeweiser schon vorher mal auf den Rahmen des Teileträgers gelegt hatte – et voila, die Idee zur Domi 2.0 „Scrambler“ war geboren (modisch wurde die Scramblerei erst Jahre später, so das ich für meinen Umbau kein Vorbild hatte).
Auf den ersten Touren machte dann der eingebaute Austauschmotor Mucken – hoher Ölverbrauch, geringe Leistung und zweimal hatte ich sogar einen Kolbenklemmer. Angeblich war der Motor wegen eines Sitzringschadens schon mal überholt worden – und das war er wohl schon, nur anscheinend auf „russisch“ - die Sitzringe waren mit Körnerschlägen gesichert. Also kurzerhand einen zweiten Austauschmotor besorgt, der dann ordentlich und vorerst ohne Mucken lief.
Die Domi wurde dann in den folgenden Jahren zum Touren und zu Fahrten auf Treffen genutzt. Doch ein schlechtes Gefühl fuhr immer mit, denn die Ursache des Motorschadens des original Motors war mir immer noch nicht bekannt. Irgendwo in der Mitte Afrikas war damals bei der morgendlichen Ölstands Kontrolle der Rahmentank fast leer – sie hatte (nachdem der Ölverbrauch sonst bei ca 0,3L lag) bei der vorherigen 300km langen Tagestour fast 1,2l Öl verbraucht! Danach sank der Ölverbrauch wieder, es mussten aber täglich ca. 0,5l nachgefüllt werden. Zuhause, nach einem Ölwechsel, lag der Ölverbrauch wieder bei ca. 0,3l - absolut unerklärlich, schließlich regenerieren sich Ventilschaftdichtungen (die oft fälschlicherweise für den hohen Ölverbrauch verantwortlich gemacht werden) ja nicht von selbst.
Entsprechend vorsichtig war ich dann später – der Ölstand wurde morgens täglich überprüft, obwohl mir das Gepanschte mit dem Peilstab ziemlich auf die Nerven ging – meist musste sowieso nichts nachgefüllt werden, weil der Verbrauch des zweiten Austauschmotors gering war. Doch auch dieser war für Überraschungen gut – beim einem Alpenkratzen, mit anderen, weitaus stärkeren Maschinen war morgens auf einmal wieder der Öltank leer. Um dranbleiben zu können hatte ich die Domi bis zum letzten ausquetschen müssen, mit entsprechend hohen Öltemperaturen. Wieder fehlten 1,2l Öl, in der Folge kontrollierte ich auf jeden Stop den Ölstand – dieses Bild hat man auf der Tour sehr oft gesehen.
zuhause, nach einem Ölwechsel, sank der Ölverbrauch ebenso unerklärlicherweise wieder auf ein normales Maß. Auch wenn dieses mal keine Folgenschäden zu beklagen waren – ich hatte die Nase gestrichen voll und dachte zum ersten Mal daran, mir ein anderes Motorrad zu kaufen. Bis „Langer“ aus dem Domi-forum auf die geniale Idee mit dem Ölschauschlauch kam.
Nicht nur konnte man nun endlich jederzeit mit einem Blick (sogar beim Fahren) den Ölstand erkennen, damit wurde auch endlich bestätigt, was bisher nur vermutet wurde (denn in der Theorie müßte der Rahmentank ständig überlaufen, da die Rahmenpumpe stärker dimensioniert ist als die Pumpe zur Versorgung von Kopf, Getriebe etc.). Unter gewissen Umständen ist die Ölpumpe bei laufendem Motor nicht mehr in der Lage, das Öl wieder vollständig zurück in den Öltank zu pumpen (wetsumping - siehe oben). Klarer Fall, das sich mir so einen Schlauch zulegen mußte - endlich war wieder angstfreies Fahren mit der Domi möglich - und sehr Custommäßig sieht es auch aus
Der Austauschmotor fing dann langsam an, mehr Öl zu verbrauchen - bei einer Laufleistung von ca 80.000km aber noch im Rahmen. Wie bei jedem anderen luftgekühlen Einzylinder sollte man dann, um teure Folgenschäden zu vermeiden, den Zylinder ausschleifen und den Kopf überholen – ich entschied mich aber dafür, den originalen Kicker-motor wieder zu reaktivieren. 2014 bei km-stand 115.000km war daher die Zeit für eine komplette technische und optische Überholung gekommen.