Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Zeigt her Eure Hondas - unterwegs oder in der Werkstatt
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nabu kudurri usur
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

27. Juni: Ich stehe so früh wie möglich auf, um in der Kühle aufpacken zu können. Um halb sieben hat es bereits 23 Grad Außentemperatur. Gegen halb zehn komme ich los, bunkere Sprit in Estagel und lasse es auf der Strecke Tuchan – Durban noch einmal ganz ordentlich krachen. Ab Sigean steht öde Autobahnbolzerei an. Nachmittags steigt die Temperatur auf unerträgliche 40 Grad. Trotz Ölkühlers beträgt die Öltemperatur mehr als 110 Grad. An Steigungen kann man den Zeiger weiter nach oben wandern sehen. Ich drossele das Tempo von 120 auf 100 Knoten. Jetzt ist nicht Geschwindigkeit, sondern Geduld gefragt. Leider habe ich vergessen Sonnencreme aufzutragen. Die Sonne brennt unbarmherzig auf das ungeschützte Genick. An einem Rastplatz hole ich das Versäumte nach. Die Schattenplätze dort reichen längst nicht für alle Rastenden aus. Alle leiden.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am So Jan 12, 2020 6:34 pm, insgesamt 1-mal geändert.
ἀλλ' εἰ χεῖρας ἔχον βόες <ἵπποι τ'> ἠὲ λέοντες
ἢ γράψαι χείρεσσι καὶ ἔργα τελεῖν ἅπερ ἄνδρες,
ἵπποι μέν θ' ἵπποισι, βόες δέ τε βουσὶν ὁμοίας
καί <κε> θεῶν ἰδέας ἔγραφον καὶ σώματ' ἐποίουν
τοιαῦθ', οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον <ἕκαστοι>.
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nabu kudurri usur
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Bei Lyon will ich die zeitraubende Umgehungsstecke vermeiden und nehme Kurs auf den Boulevard Périphérique. Anfangs klappt das ganz gut, doch dann verirre ich mich heillos im Weichbild von Lyon. Das Navi schweigt, die Karte hat einen nutzlos großen Maßstab und eine Ausschilderung gibt es nicht. Die brutale Hitze und die französische Verkehrspolitik bringen mich fast zur Verzweiflung. Dutzende Ampeln, Kreisel und Fahrbahnschikanen drosseln das Tempo auf Radfahrer-Niveau. Ich stehe in meinem Saft und komme einfach nicht voran. Verglichen mit Frankreich haben wir in Deutschland ein Verkehrsparadies. Wenn das mal anders werden sollte, folge ich dem Beispiel der jüngeren Generation: Ich verkaufe alle meine Motorräder und lege mir einen SUV mit fetter Klimaanlage zu. Anschließend wähle ich eine Öko-Partei aus Verantwortung für die Umwelt. Nee, nicht wirklich!

Nach zehn Stunden fast ununterbrochener Fahrt komme ich völlig dehydriert auf dem Campingplatz von Lons-le-Saunier an. Die erste halbe Stunde döse ich apathisch in dessen klimatisierter Lounge vor mich hin und schütte Mineralwasser in mich rein. Beim Zeltaufbau bricht mir ein Stangensegment. Mist! Das hätte ich jetzt nicht wirklich gebraucht. Gottseidank habe ich eine Ersatzstange dabei. An Abkochen ist gar nicht zu denken. Der mitgebrachte Käse hat bei den Temperaturen seinen Geist aufgegeben, und das Brot ist in seiner Plastikfolie labberig geworden. Eine trocknende Bähung gelingt mir erst, nachdem ich die Pumpenmanschette des Benzinkochers mit Harro-Lederfett eingerieben habe. Letzteres ist dünnflüssig geworden und läuft mir beim Öffnen der Tube über die Hände. Der nächste Wasserplatz ist leider rund 300 m entfernt. Und es wird dunkel! Also drehe ich das Brot mit fettigen Händen über der Flamme. Seitdem weiß ich, wie gut Lederfett mundet. Das Handy mag mal wieder nicht, und die Rezeption hat leider auch kein Futter für die süße kleine Katze, die ungefragt unter meiner Apsis nächtigen wird. Irgendwie ein Tag zum Vergessen!
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τοιαῦθ', οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον <ἕκαστοι>.
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nabu kudurri usur
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

28. Juni: Heute geht es zum Domi-Treffen in die Pfalz. Meine Route führt mich über Besancon auf die A 36 und dann links des Rheins durch das Elsass. Die brutale Hitze lässt einfach nicht nach. Gegen 17 Uhr erreiche ich das Naturfreundehaus Rahnenhof im Pfälzer Wald. Als erstes nehme ich eine Dusche und streife mir mein letztes gewaschenes T-Shirt über. Beim Abtrocknen wundere ich mich über das winzige Badetuch. Erst später bemerke ich, dass ich den Badezimmer-Vorleger missbraucht habe. Auch gut! Der Abend wird am Lagerfeuer bei netten Leuten verbracht.

29. Juni: Natürlich lasse ich mir den fast 200 km langen Rundkurs durch den Pfälzer Wald nicht durch die Lappen gehen. Steffen führt unsere kleine Teil-Gruppe ganz vorzüglich. Abends hocken wir wieder am Lagerfeuer, klönen und trinken Wein, Bier oder Fruchtsaft – jeder wie er mag.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Fr Jan 10, 2020 1:01 am, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

30. Juni: Endlich geht es nach Hause. Ich verlasse das Treffen in dem Gefühl, hier willkommen gewesen und mich sehr wohl gefühlt zu haben. Ob das allerdings auf jeden einzelnen Teilnehmer zutrifft, sei einmal dahingestellt. Eigentlich sollte unser Hobby ja verbinden – und nicht trennen! Über die Autobahn geht es Richtung Mannheim und dann weiter nach Würzburg. Bei Frankfurt darf ich die neue Oberleitung für elektrisch betriebene LKW’s bewundern. Ob das wirklich die Lösung für die Zukunft ist? Bei Schweinfurt passiert meine Domi die 9.000 km-Marke in diesem Urlaub. Als ich gegen 14 Uhr zu Hause eintrudele, stehen 9.060 km auf der Uhr. Meine liebe Ehefrau Sigrid bereitet mir einen wunderbaren Empfang.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Jan 09, 2020 9:56 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

1. Juli: Ich kann es nicht abwarten und werfe mich voller Vorfreude auf meine BMW K 75. An sie habe ich im Urlaub öfter gedacht. Anfangs ist die Enttäuschung groß: Der lange Randstand, die unbequeme Sitzposition, das hölzerne Getriebe, die ellenlangen Schaltwege – das geht ja gar nicht! Ja, die Gailtalerin und ich haben in den vergangenen vier Wochen ein kongeniales Paar gebildet. Da haben es Nebenbuhlerinnen schwer. Nach 200 Kilometern auf meiner „Aubergine“ – so heißt die K 75 – ist die Welt aber wieder in Ordnung. "Passt Schon!" Um alles in der Welt würde ich die Aubergine nicht weggeben wollen. Nur in die spanischen Sierras fahre ich lieber mit der roten Teufelin. Vorsorglich habe ich schon mal die aus den Kabelschuhen gerutschten Elektrokabel für Voltmeter und Navi neu befestigt. Man weiß ja nie, wann der Watzmann wieder ruft.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Fr Jan 10, 2020 12:41 pm, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

ENDE DER GESCHICHTE

Dank an alle, die bis hierher durchgehalten haben! Konstruktive Kommentare sind mir sehr willkommen; Moralprediger und Oberlehrer bitte ich um ein Handschreiben auf weichem Papier!
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kalle
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von kalle »

Moin Wolf-Ingo,
Top, weiter so.
Bin gespannt auf die nächste Tour von dir.
Nach Spanien muss ich auch mal wieder. ;)
Gruß kalle
flatschrecker
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von flatschrecker »

Hallo Nabu User!

Oh mein Gott! Ich danke vielmals für Diese spannende, erheiternde Erzählung einer absolut fabulösen Tour! Toll geschrieben, SUPER erzählt, Ich weiss gar nicht mehr wann Ich das letzte mal solch spannende Bettlektüre hatte!
Ich bin geistig mitgefahren, habe mitgefiebert, hatte allerdings, dem Himmel sei Dank, weitaus weniger Rotwein und Kopfschmerzen dabei! :D
Vielen Dank für diesen Bericht..... ganz grosses Kino!

Und wie is des genau? Keine einzige ernsthafte Panne mit der Domi? Kärntnerinnen sind halt doch die besten! ;)

LG, mike, der SEHR WOHL mit österreichischem Kulturgut aufgewachsen ist :P
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walli777
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von walli777 »

Hi Wolf-Ingo,
Wie immer ein sehr sehr schöner Reisebericht :D

Bezüglich deiner Route durch Frankreich hätte ich eine Alternative:
Von Chalon sur Saone aus, das ist nördlich von Lyon, westlich über Blanzy - Vichy - Clermont-Ferrand, das ist eine gut ausgebaute Straße, teilweise Autobahn. Dann weiter auf der A75 "La Meridienne".
Diese Autobahn ist viel schöner als die langweilige "Route du Soleil", weil sie durch die Berge geht. Mehr "Kurven" und Steigungen :mrgreen: und nicht so sehr die Hauptverkehrsroute. Und außerdem gebührenfrei :) Nur das Viadukt bei Millau kostet was.
Wir sind diese Strecke mit unserem Gespann letztes Jahr gefahren und können sie sehr empfehlen. Viel weniger Maut, schönere Landschaft, einige kleinere Ortsdurchfahrten aber nicht durch die Metropole Lyon 8-)
Gruß, Karin
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