Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Zeigt her Eure Hondas - unterwegs oder in der Werkstatt
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nabu kudurri usur
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Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Liebe Motoradkollegen und -kolleginnen,
hier entsteht in den nächsten Stunden ein längerer Reisebericht. Um die Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten, bitte ich sehr freundlich um vorübergehende Funkstille. Selbstverständlich können Kommentare abgegeben werden. Sie sollten eben nur am Ende meines Berichts stehen und diesen nicht mittendrin zerreißen. Für eure Rücksichtnahme danke ich recht herzlich.

Euer Wolf-Ingo

Edit: Ich habe fertig!
Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Jan 09, 2020 8:33 pm, insgesamt 1-mal geändert.
ἀλλ' εἰ χεῖρας ἔχον βόες <ἵπποι τ'> ἠὲ λέοντες
ἢ γράψαι χείρεσσι καὶ ἔργα τελεῖν ἅπερ ἄνδρες,
ἵπποι μέν θ' ἵπποισι, βόες δέ τε βουσὶν ὁμοίας
καί <κε> θεῶν ἰδέας ἔγραφον καὶ σώματ' ἐποίουν
τοιαῦθ', οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον <ἕκαστοι>.
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nabu kudurri usur
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Reisebericht: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس (Al Andaluz)

Spontaneität ist nicht so mein Ding. Entscheidungen müssen sorgfältig abgewogen werden. Und das kostet halt Zeit. Bei der Wahl meines jüngsten Reiseziels waren das schlappe 29 Jahre. 1990 sah ich einen Campingplatz in Spanien, der mir wegen seiner tollen Lage inmitten unberührter Natur sehr gefiel. Da müsste man eigentlich mal hinfahren. Nachstehendes Foto entstand 1990, allerdings etwa 40 km entfernt von besagtem Campingplatz.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Jan 09, 2020 9:59 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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nabu kudurri usur
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

2019 beschließe ich, mein Vorhaben umzusetzen. Allerdings bin ich mittlerweile drei Jahrzehnte älter geworden. Einige meiner Freunde haben bereits Charons Dienste gebucht; andere bestehen am Acheron gerade ihr letztes Gefecht. Eine innere Stimme raunt: „Wolf, du bist zu alt für den Scheiß!“ „Unsinn,“ meint das Großhirn, „jeder ist so alt wie er sich fühlt. Und wenn du schon massenhaft Motorräder von jüngeren Leuten kaufst, die altershalber das Fahren aufgeben, dann musste da jetzt ran, Wolf! Oder willste kneifen?“ Natürlich nicht! Ergeben schiebe ich die Gailtalerin in meine Keller- Werkstatt.
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nabu kudurri usur
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Die „Gailtalerin“ ist eine 650er Dominator RD 02. 1990 wurde sie in Italien erstmals zugelassen. Wer jetzt meint, dass das Gailtal ja in Österreich liege, hat gewiss recht. Er outet sich aber auch als schimmerloser Youngster, der mit dem 1974 erschienenen Musikdrama „Der Watzmann ruft“, noch nie in akustische Berührung kam. (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Watzmann_ruft) Das ist vielleicht sogar besser so, denn dann wäre er womöglich schon tot. Die Schuld trüge ein übles Luder namens „Gailtalerin“. Das Satansweib besaß „feierrote Unterröck“ und schickte die „Mannsbuilder“ gleich reihenweise in den sicheren Tod. Bei mir macht sie - hoffentlich - eine Ausnahme!

Ich packe nur das Nötigste auf. (Grins!) Besonders gespannt bin ich auf das Navi, das ich mir bereits im letzten Jahr zulegte, aus Zeitmangel aber nicht montieren konnte. Die Verkabelung am Mopped bringe ich noch in letzter Sekunde an - zum Studium der Bedienungsanleitung komme ich aber nicht mehr. Na ja, dann eben im Urlaub! Was soll schon schiefgehen. Im Auto nutze ich schließlich auch ein Navi!
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

30. Mai: Punkt 8 Uhr fahre ich in Coburg ab. Das Wetter ist freundlich und mit maximal 20 Grad angenehm temperiert. Auf der Landstraße lasse ich es gemütlich angehen und freue mich über das Bollern des Einzylinders. Bald nach dem Start mache ich das Navi an. Ups, es will von mir wissen, in welchem Land wir gerade sind!!!! Sollte das nicht umgekehrt sein? Egal, meine Hausstrecke nach Frankreich findet die Domi im Schlaf. Ab Schweinfurt geht es (meist) über die Autobahn entlang der Strecke Heilbronn – Karlsruhe nach Mulhouse. An der ersten französischen Zahlstelle kriege ich fast einen Tobsuchtsanfall: Der Automat nimmt zwar mein Geld, macht aber die Schranke nicht auf. Auf meinen hilfesuchenden Knopfdruck reagiert man nur mit der stereotypen Forderung, ich möge halt den geforderten Zahlbetrag einwerfen. Hinter mir staut sich eine Motorradgruppe; ihr Anführer, ein Kuttenträger, schaut gelassen zu und drängt mich nicht. Irgendwann kapiere ich, dass Doppelzahlung der einzige Ausweg ist. Ob die Belegschaft der Mautstellen so ihr Salär aufbessert? Nach einer neunstündigen, nahezu pausenlosen Fahrt schlage ich im 700 km entfernten Campingplatz von Lons-le-Saunier https://www.camping-marjorie.com/ mein Zelt auf. Als Abendesse gibt es ein Vollkornbrötchen und zwei hartgekochte Eier. Beim abendlichen Absackerwein stelle ich betrübt fest, dass Radio France heute keine Klassik für mich im Angebot hat und dass mein uraltes Handy streikt.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Fr Jan 10, 2020 12:05 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

31. Mai: Um halb Sieben treibt es mich aus dem Zelt. Wie zu Beginn jeder Motorradreise plagen mich starke Kopfschmerzen. Ob das vom Winddruck kommt oder aber vom mangelnden Liegekomfort, konnte ich nie klären. Gegen 9 Uhr bollert der Einzylinder. Heutzutage Landstraßen in Frankreich zu fahren, empfinde ich als Tortur. Das Tempolimit beträgt neuerdings 80 km/h, und die Franzosen halten sich auch noch dran. Ach, was waren das früher für schöne Zeiten! Ich tuckere frustriert vor mich hin. Plötzlich fegt ein älterer Mercedes an mir vorbei. Ich folge dem jungen Heißsporn. Jetzt macht’s endlich wieder Spaß! Nach vielen Kilometern fährt der Mercedes rechts ran und spuckt einen schlohweißen Fahrer aus. Nix Jungspund! Nix Tempolimit! Für so’n Scheiß ist der Senior einfach zu alt.

Vor Bourg-en-Bresse biege ich auf die Autobahn ab und entledige mich bei Lyon meiner wärmenden Unterwäsche. Ein Abfallcontainer an einem LKW-Parkplatz gibt mir gute Deckung – denke ich, und irre mich gründlich. Hier halten nämlich auch Reisebusse! Kaum stehe ich halbnackt da, defiliert ein nicht enden wollender Strom von Passagieren direkt an mir vorbei. Mindestens die Hälfte davon ist weiblich. Positiv: Niemand ist schreiend weggerannt!

Es folgen vier Stunden langweiliger Autobahnfahrt bei Sonnenschein und moderaten Temperaturen. Ich drehe konstant 5.000 Upm, was ein Tempo von 115 km/h ergibt. Befriedigt stelle ich fest, dass der Setrab-Ölkühler die Öltemperatur bei rund 100 Grad hält. Gegen 16 Uhr biege ich bei Sigean von der Autobahn ab, fetze durch die einsamen Corbièren und schlage mein Zelt endlich am Fuße der Pyrenäen auf. 1.350 km habe ich binnen zweier Tage zurückgelegt. Sigrid und ich verlebten hier in Axat 1987 wundervolle Wochen. Der Platz liegt in einer Schlucht neben dem Flüsschen Aude. Früher war er weder dicht bevölkert noch parzelliert. Jetzt ist das ganz anders geworden: Das pralle Leben tobt und bedarf offenbar dringend einer ordnenden Hand. Wo ist nur der lässige Lebensstil früherer Jahrzehnte geblieben? Die Franzosen werden uns immer ähnlicher. Nicht unbedingt ein Vorteil!

https://www.france-voyage.com/frankreic ... -39774.htm
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am So Jan 12, 2020 1:35 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Zum Abkochen habe ich keine Lust. Als Nachtmahl gibt es gebähtes Weißbrot, Landjäger und viel Ziegenmilch. Genauso wie bei meinem ersten Frankreich-Urlaub vor 50 Jahren. Meine Stimmung ist gedämpft, denn ich habe bereits kurz nach Reisebeginn mit technischen Problemen zu kämpfen: Das Helmvisier hängt leider nur noch an der linken Helmseite, weil das rechte Befestigungsteil kürzlich absprang. Ein Telefonat mit zu Hause ist nicht möglich, da der Aku meines Handy’s streikt. Dem Radio ist leider auch kein vernünftiger Klassik-Ton zu entlocken. Zu allem Überfluss schlafe ich auch noch besch… und wache morgens wie gerädert auf.

1. Juni: Müde breche ich um 8 Uhr auf. Es geht 30 km zurück zur Tanke nach Estagel. Mein kläglicher Versuch, dort die vermisste Visierschraube zu entdecken, endet in einer absehbaren Niederlage. Während ich mich über winzige Straßen in die Pyrenäen hochschraube, geht meine Stimmung in den Keller. Es plagen mich hartnäckige Kopf- wie Ohrenschmerzen, und die Schleicherei in Frankreich geht mir total auf den Geist. Kurzfristig blitzt sogar der Gedanke an einen Reiseabbruch in mir auf. Bin ich vielleicht zu alt für so’n Scheiß? Eins ist sicher: Ich bin nicht mehr 18!

Bei sonnigem Wetter geht es über Puigcerda und den Pyrenäenkamm in Richtung Lleida. Gut sichtbar an eine Mauer hat ein katalanischer Witzbold in großen Lettern hingeschrieben: „Espanya 187 km“. Minütlich überholen mich Pulks aus neuen Boxern und AT‘s. Genauso viele kommen mir entgegen. Alle sind im Rennmodus. Tempora mutantur! 1971 konnte man die Zahl der Motorradfahrer, die man auf Reisen traf, noch an ein, zwei Händen abzählen. Gegen Mittag wird es warm. Ich suche ich mir einen schattigen Platz, lege eilends die wärmende Unterwäsche ab und döse eine halbe Stunde.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Jan 09, 2020 8:38 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Gestärkt dringe ich in die Ebro-Ebene vor, passiere Lleida und Fraga und folge dann dem Unterlauf des Ebro in Richtung Caspe. Meine Krise habe ich überwunden. Das Wetter ist göttlich, die Straßen sind fast leer. Sieht man doch einmal ein Auto, dann hat dessen Fahrer von Tempolimits sicher noch nie etwas gehört. Tu felix Hispania! Gegen 16 Uhr wird die Hitze brutal. Wegen der hochstehenden Sonne gibt es nirgends Schatten. Ich bin fast am Verdursten, als ich endlich eine geeignete Raststelle finde. Der Vermüllung nach zu urteilen, ist es die einzige in weitem Umkreis.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

Bei Alcaniz verirre ich mich in der brütend heißen Innenstadt. Das bringt immerhin den Vorteil mit sich, dass ich einen Laden finde, in dem ich Wasser und Wein bunkern kann. Die Domi steht in der prallen Sonne, was das Beladen schier unerträglich macht. Gegen 17.30 Uhr finde ich bei Mas de las Matas einen netten kleinen Zeltplatz, der über eine saubere Sanitäreinrichtung und ausreichend Schatten verfügt. Für das Ausziehen der eng am Körper klebenden Lederhose muss ich einen wilden Stampftanz vor dem Zelt aufführen, für den ich geschlagene 10 Minuten brauche. Zugleich muss ich mich eines aufdringlichen Katers erwehren, der mein Zelt inspizieren will und sich durch Zischen und Fauchen wenig beeindrucken lässt. Er weiß nur zu gut, dass er hier der Platzherr ist und von einem Gast nichts zu befürchten hat. Einmal scheint er sich aber etwas zu sicher gewesen zu sein, denn es fehlt ihm der halbe Schwanz. Der Platz ist wunderbar leer. Im Restaurant neben dem Eingang ist die an Wochenenden übliche Hölle los, von der ich lärmdämpfende 25 Meter entfernt campiere. Ich koche heute erstmals ab und entdecke betrübt, dass eines meiner beiden Fläschchen, die den zum Vorheizen des Benzinkochers nötigen Spiritus beherbergen, leckgeschlagen ist. Derartige technische Probleme scheinen meine diesjährige Reise kennzeichnen zu wollen. Über das Handy kann ich nur eine sehr kurze Nachricht absetzen, dass es mir gut geht. Dann bricht die Spannung zusammen.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Jan 09, 2020 8:42 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mit der Gailtalerin 9.060 km nach الأندلس

Beitrag von nabu kudurri usur »

2. Juni: Gegen 7 Uhr wache ich mit üblen Kopfschmerzen auf. Ich koche mir Tee und genieße es, Tisch und Stuhl zur Verfügung zu haben. Sie stehen in größerer Zahl auf dem Platz herum. Toller Service! Auf einem von Deutschen in der Nähe von Carcassonne betriebenen Campingplatz für Motorradfahrer hatte es vor einigen Jahren jemand gewagt, sich einen Stuhl neben sein Zelt zu stellen. Rasch wurde ihm bedeutet, dass die Stühle für Pensionsgäste reserviert seien. Das macht eben den Unterschied zwischen spanischer Gastfreundschaft und deutscher Geschäftstüchtigkeit aus. Nur widerstrebend beende ich mein von Vogelgezwitscher begleitetes Frühstück und gehe zur Rezeption. Ganze 7,50 € werden mir abverlangt. Beim Aufpacken entdecke ich, dass der verfluchte Kater ans Zelt gepinkelt hat. Bereits in der Nacht musste ich ihn mehrfach aus meiner Apsis jagen. Dass er mir noch viel größeren Ärger bereiten würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen.
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