Leerlaufdüse verstopft

[endurolo]

Hallo Nixentreiber,
in den letzten Jahren verfolgt mich an verschiedenen Motorrädern ein Zusetzen der Leerlaufdüse. Das ging bis zum Abstellen nach einer Kaffeepause mit Heimreise per DB. Das war mit der Africa Twin. Vor 4 Wochen kam Luise und meinte es wäre so kalt das die weiße Nixe mit Choke besser laufen würde. Na ja, Leerlaufdüse so gut wie komplett zu. Der letzte im Bunde war meine DR 350. Fing auf Probefahrt an zu patschen um dann vor der Haustür ganz abzusterben. Mit Choke kam Sie wieder zum Leben. Auch da war sonnenklar wer der Verursacher war.
Allerdings hasse ich die ganze Operation, Vergaser raus, Vergaser rein. Macht echt keinen Spass.
Was kann die Ursache sein. Vermute das der Biolanteil im Sprit jeglichen Dreck mitnimmt und dann das kleinste Loch im System verstopft.
Wer weiß mehr?

Gruß, Lothar

[kiko]

Moin.
Vielleicht hilft ja auch der Supersprit mit 102 Oktan.
Stefan

[nabu kudurri usur]

Ich habe drei Domis. Eine davon seit 1989. Bis vor vier Jahren hatte ich nie Probleme mit der Leerlauf-Stabilität. Seit 2015 mussten alle meine drei Domi-Vergaser ins Ultraschallbad. Zufall?

Gruß

Wolf-Ingo

[endurolo]

du liegst mit deiner Vermutung ziemlich richtig
Ich vermute, dass Du deine Mopeds ab und an auch aus dem Kanister betankst - möglicherweise auch aus bereits ziemlich 'alten' Kunststoff-Kanistern.
Und an dieser Stelle beginnt der Alkohol-Anteil in unserem jetzigen Benzin sein 'schädliches_Werk' - es muss nicht einmal E10 sein, selbst der 'normale_Kraftstoff' enthält mindestens 5% Alkohol. Und genau dieser Alkohol löst bei älteren Kanistern den Kunststoff an und dieser wird dann zusammen mit dem Kraftstoff bis in die Vergaser transportiert um sich dann an den kleinsten Bohrungen abzusetzen.
Also wenn Kanister - dann am besten die 20ltr. Blech-Kanister, die schon Rommel mit in Afrika hatte - die funktionieren heute immer noch (!)

HONDA hat nicht umsonst - scheinbar wahllos - Freigaben oder Verbote bei der Verwendung von E10 Kraftstoffen ausgesprochen. Honda hatte zu dieser Zeit bereits ein erhebliches Wissen über die Verwendung von Alkohol-Kraftstoffen und die Folgen, da Honda auch mehrere Werke in Süd-Amerika hat - und dort sind Kraftstoffe mit einem Alkohol-Anteil von mehr als 50% durchaus nichts ungewöhnliches.
Hier im Forum taucht öfters mal ein Honda-Modell aus 'brasilianischer_Produktion' auf - zweifellos sehr schöne Mopeds - aber diese Dinger würden hierzulande aufgrund der hier verfügbaren Kraftstoff-Qualitäten nicht, oder nur nach größeren 'Umbau-Orgien' fahrbar (Tanks, Kraftstoff-Leitungen oder Vergaser bzw. Einspritz-Anlagen usw.).

Triumph war einer der ersten europ.-Hersteller der in der Großserie einen Kunststoff-Tank eingesetzt hat (Tiger_900). Dieser Tank wurde nicht aus Folie gezogen, wie z.B. bei Acerbis, sondern diese Tanks wurden 'gespritzt' mit z.T 8mm Wandstärke und eingelassenen Gewinde-Muffen. Und genau diese Kraftstoff-Tanks sind den heutigen Alkohol-Kraftstoffen überhaupt nicht mehr gewachsen - entweder man macht diese Tanks über Winter 'trocken' oder man wird ein Weltmeister im Vergaser-Reinigen (ein Tiger-Tank hat in den 90ern schon weit mehr als 1.000 DM gekostet).
Bei vergleichbaren Triumph-Modellen mit Stahlblech-Tanks ist dieses Phänomen der zugesetzten Leerlaufdüsen nahezu unbekannt.

BMW hat bereits seit Jahren durch den E-Kraftstoff Probleme mit den Schwimmern der alten 2-V Boxern - die saugen sich seit es diese E-Kraftstoffe gibt, im Laufe der Zeit voll und werden dabei schwerer. Zuerst riecht es in der Garage 'nur' nach Benzin - man sieht aber noch nichts - ein halbes Jahr später sind dann die ersten Tropfen auf dem Boden sichtbar. Da es sich bei diesen Motorrädern um 'tote_Modelle' handelt, die nicht mehr produziert werden, gibt BMW die Empfehlung an seine 2-V Boxer-Kunden diese Schwimmer alle 2 Jahre zu erneuern ... - die dabei entstehenden Kosten sind zu vernachlässigen, da diese Schwimmer wirklich nicht die Welt kosten - aber ärgerlich ist es auf jeden Fall (!)

An meiner eigenen NiXe habe ich - obwohl ich derzeit sehr wenig fahre - bisher keinerlei Probleme gehabt. Allerdings stelle ich das Moped immer mit leerer Schwimmerkammer ab. Vielleicht solltest Du das auch mal probieren - Benzinhahn bereits 500 mtr. vor der heimischen Garage schließen - und dann Motor laufen lassen bis er durch Kraftstoff-Mangel ausgeht;

bin immer wieder dankbar für deine umfassende Kompetenz. Einen alten Kunststoffkanister hab ich nur noch für 1:50 Mischung für den Freischneider.
Allerdings hatte die AT unbekannte längere Zeit gestanden und die anderen Motorräder sind ja auch schon fast Oldtimer.
Die Schwimmerkammern werden immer leergemacht, die DRs`springen sonst nach einer Woche Standzeit nicht mehr an.
Wir waren im Jahr 2000 mit zwei Zündapp KS 50 von München über das Timmelsjoch zum Gardasee gefahren.
Dort gab es noch ( das letzte Jahr das er dort verkauft wurde) verbleiten Supersprit. Die Dinger sind dermaßen toll gelaufen, unvorstellbar.
Vom Reschenpass nach Garmisch in unter 2 Stunden. Es war eine Freude.
Was uns jetzt als Treibstoff verkauft wird ist in meinen Augen kalter Kaffee, einschließlich der fatalen Reinigungswirkung.
Zum Glück wissen wir was eine Leerlaufdüse ist und das man die wieder reinigen kann.

In diesem Sinn
love the old Bikes
Lothar

[HRC]

Völlig krank, dass es im Jahr 2000 noch irgendwo verbleiten Sprit gab...
Mag ja sein, dass es dem Vergaser bekommt, aber dafür die Leute und die Umwelt zu vergiften, ist es echt nicht wert. Selbst in den USA, die ja meist nicht gerade für Umweltschutz stehen, ist das Zeug schon ein Viertel Jahrhundert früher abgeschafft worden.

Von den vielen Zusätzen, die es bisher gab, um die Klopffestigkeit zu steigern, ist Ethanol bei weitem der harmloseste...

[scrambler]

Hallo Lothar,

E10 tanke ich nie, mit dem E5 (tanke hin und wieder Superplus) gibts eigentlich bei der Nixe keine Probleme, solange das Zeugs nicht monatelang in der Schwimmerkammer dahingammelt. Zugegammelte Leerlaufdüsen hatte ich bisher nur bei Nixen, die jahrelang rumstanden.
Weil die Nixe mager abgestimmt und die Wasserkühlung sehr effektiv ist braucht sie bei niedrigen Temperaturen ewig (>20km), um auf Betriebstemperatur zu kommen. Bis dahin fährt sie bei niedrigen Drehzahlen ruckelig. Als Abhilfe kann man die Gemischregulierschraube 1/2 Umdrehung weiter raus drehen. Im Moment experimentiere ich gerade mit der teilweisen Abdeckung des Kühlers viewtopic.php?f=4&t=1492&start=10.

Gruß, Michael

[HRC]

Weil die Nixe mager abgestimmt und die Wasserkühlung sehr effektiv ist braucht sie bei niedrigen Temperaturen ewig (>20km), um auf Betriebstemperatur zu kommen. Bis dahin fährt sie bei niedrigen Drehzahlen ruckelig.

Ich dachte, ein mageres Gemisch würde die Verbrennungstemperatur erhöhen (deshalb gab (gibt?) es ja auch Volllastanfettung, damit der Krümmer nicht durchbrennt) und das Ruckeln bei kaltem Motor käme daher, dass das Gemisch durch Kondensation des Sprits soweit abmagert, dass es halt an die Grenze der Brennbarkeit kommt.

[walli777]

Weil die Nixe mager abgestimmt und die Wasserkühlung sehr effektiv ist braucht sie bei niedrigen Temperaturen ewig (>20km), um auf Betriebstemperatur zu kommen. Bis dahin fährt sie bei niedrigen Drehzahlen ruckelig.

Ich dachte, ein mageres Gemisch würde die Verbrennungstemperatur erhöhen (deshalb gab (gibt?) es ja auch Volllastanfettung, damit der Krümmer nicht durchbrennt) und das Ruckeln bei kaltem Motor käme daher, dass das Gemisch durch Kondensation des Sprits soweit abmagert, dass es halt an die Grenze der Brennbarkeit kommt.

Dem stimme ich zu. Bei unserem Sierra ist schon mal ein Ventil durchgebrannt, nach zu magerer Abstimmung

[scrambler]

Ich dachte, ein mageres Gemisch würde die Verbrennungstemperatur erhöhen (deshalb gab (gibt?) es ja auch Volllastanfettung, damit der Krümmer nicht durchbrennt) und das Ruckeln bei kaltem Motor käme daher, dass das Gemisch durch Kondensation des Sprits soweit abmagert, dass es halt an die Grenze der Brennbarkeit kommt.

ok, für einen Vergaser Motor meinte ich. Im Vergleich mit modernen Motoren läuft sie natürlich relativ gesehen fett. Im Gegensatz zu modernen Einspritzsystemen gibts aber keine Anpassung des Gemisches an Aussen- und Motortemperatur, daher kann die Einstellung nur ein Kompromiss sein.
Und bei niedrigen Temperaturen könnte sie m.M. nach ein etwas fetteres Gemisch im unteren Drehzahlbereich vertragen. Oder man gibt halt von Anfang an ordentlich Gas