Vor 30 Jahren - 1985

Zeigt her Eure Hondas - ob auf Island oder im Sauerland
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scrambler
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Re: Vor 30 Jahren - 1987

Beitrag von scrambler »

Anfang 1987 hatte ich noch viel Spass mit meiner KLR600 auf der nur 2km entfernten Crosstrecke.
1987_KLR_3.jpg
KLR600_1987.jpg
Am 25. Febr. 1987 kam dann der Supergau: neben all den motorischen Gebrechen und Reparaturen hatte die KLR auch noch die unschöne Angewohnheit, unterhalb von 10C° nur noch äusserst unwillig anzuspringen - war die Batterie dann leergenudelt half nur noch kicken und nochmals kicken, bis der Motor dann irgendwann einmal geruhte, anzuspringen. Nach einer besonders kalten Nacht machte es dann knacks und der Kickstarter ging nicht mehr von alleine zurück. Nachdem ich die Kawa zum 25km entfernten Händler geschoben hatte kam die niederschmetternde Diagnose: Kickstarter Anschlag abgebrochen, was ein neues Motorgehäuse nötig machte - Kosten insgesamt 2100DM (heute ca dasselbe in €!). Eine Katastrophe, hatte ich doch die letzten Monate Nachtschicht gearbeitet, um mir mein im Frühjahr beginnendes Studium zu finanzieren.
1987_KLR_2.jpg
Aus diesem Grund gings auch erstmal ein paar Nummern kleiner weiter - wieder mit einer RV50. Mit der ersten RV bin ich damals mit 16 die Silvretta hoch :D
1987_RV50.jpg
Half aber alles nix - die KLR mußte weg. Leider hatten inzwischen alle durch einen abgebrochenen Dauertest der Zeitschrift MOTORRAD mitbekommen, was für ein Katastrophenbomber die KLR war. Deswegen habe ich selbst nach einer Aufhübschung keine 3000DM (neu hatte sie 2 Jahre zuvor 7000DM gekostet!) mehr für die Möhre bekommen - als Folge mußte ich mich die ersten Zeit des Studiums nur von serbischen Bohneneintopf und Miraculi ernähren :( Noch ein letztes Bild - und der Schwur "nie wieder Kawa!". Anscheinend hat Kawasaki bis hin zur KLX650 die Motorenprobleme nie ganz beseitigen können.
1987_KLR_4.jpg
Aber lieber von Bohneneintopf leben als ohne Motorrad sein, und es kam genau die richtige: eine XT350 (da es die NX250 noch nicht gab :) - sie wurde erst ein Jahr später vorgestellt) mit nur 6000km, sparsam und absolut zuverlässig
1987_XT350_1.jpg
Für Touren war 1987 kein Geld mehr da - aber die kleine XT sollte noch einiges von Europa sehen. Und auch wenn ich nicht mehr neben einer Crosstrecke wohnte - abundzu wurde diese auch mit der XT aufgesucht ;)
1987_XT350_2.jpg

Und wie war euer Motorradjahr 1987 ;) ?
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nabu kudurri usur
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von nabu kudurri usur »

Schöner Beitrag. Erzähl ruhig ein bisschen mehr von der XT 350! Die kam damals für mich auch als mögliches Kaufobjekt in Frage. Letztlich hab ich mich dann doch für die 650er Domi entschieden. Wie waren Deine Erfahrungen mit der kleinen XT?

Also gut: Das Mopedjahr 1987! Es war eigentlich alles andere als toll. Ich hatte seit 1986 einen neuen Job – und zwar dort, wo Deutschland am allerschönsten ist: in „Bad“ Duisburg am Rhein („Wenn in Duisburg die rote Sonne im Smog versinkt…“). Meine Frau saß im 480 km entfernten Tübingen und konnte wegen eines ausstehenden Studienabschlusses nicht in die neue „Heimat“ umziehen. Das Wochenende verbrachte ich daher regelmäßig in meiner VW-Dose auf der bundesdeutschen Autobahn. Motorradfahren war da zeitlich einfach nicht drin. Nach einem Jahr ging mir die Situation derart auf den Keks, dass ich merkwürdige Symptome, vor allem leichtes Dauerfieber, zu produzieren begann. Die Mediziner konnten keine Ursache finden. Eine geschäftstüchtige Ärztin wollte mir sogar auf Verdacht die Mandeln rausnehmen, was ich aber entschieden ablehnte.

Im September 1987 gab es endlich Urlaub. Erwartungsvoll wurde die Gummikuh gesattelt und es ging für drei Wochen nach Südfrankreich ins Land der Katharer. Das liegt südlich der Stadt Carcassonne. In den ersten zwei Wochen campten wir in einem winzigen Kaff namens Maury, das unterhalb der Burg von Queribus liegt. Wer dort mal hinkommt, dem sei das Kleinod mittelalterlicher Befestigungskunst dringend empfohlen. Tagsüber unternahmen wir Ausflüge, abends quälten uns die Kriebelmücken. Trost spendeten der gute Rotwein, die Baguette und reichlich Käse.

Mitte September schloss der Platz in Maury und wir zogen mit unserer Bagage zum Zeltplatz von Axat um. Der liegt eigentlich sehr schön am Ufer der Aude, doch hatten wir unser Zelt leider inmitten einer Schneckenautobahn aufgeschlagen. Jeden Morgen durfte ich Dutzende dieser schleimigen Biester von unserem Zelt entfernen. Gottseidank war das Wetter gut und wir verlebten herrliche Tage mit der Besichtigung von Burgen, Klöstern, Kirchen und mittelalterlichen Städten. Besonders erinnere ich mich noch an die beeindruckende Festung Salses nördlich von Perpignan.

Kurz vor der Rückfahrt kriegte ich Schüttelfrost und hohes Fieber. Unfähig, das Moto zu besteigen, verzögerte sich auch unsere Heimreise beträchtlich. Nach einer Woche endlich genesen, konnten wir mit deutlicher Verspätung nach Hause fahren. Die Ursache meiner damaligen Erkrankung haben die Ärzte nie herausgefunden. Ich kann nur vermuten, dass es eine psychische Reaktion auf die drohende Rückkehr in eine als unglücklich empfundene Lebenssituation war. 1988 hatte das dann schließlich ein Ende: Ich fand einen Job in Stuttgart und bekam kein unerklärliches Fieber mehr. Lang, lang ist‘s her…..
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scrambler
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von scrambler »

nabu kudurri usur hat geschrieben:
Im September 1987 gab es endlich Urlaub. Erwartungsvoll wurde die Gummikuh gesattelt und es ging für drei Wochen nach Südfrankreich ins Land der Katharer. Das liegt südlich der Stadt Carcassonne.
"auch ich war einst ein jüngling mit lockigem Haar" - beim Betrachten alter Urlaubsfotos kann man schon nostalgisch werden ;-) Duisburg kenne ich zwar nicht, aber nach einem Studium in Tübingen ist jede andere Stadt erstmal deprimierend :) In Carcassonne bin ich ein paar Jahre später auch gewesen - allerdings ohne Motorrad, dafür mit Familie.

Die XT350 hatte ich bis Ostern 1992, wo sie ein unwürdiges Ende fand - sie wurde mir in Strassburg am hellen Tag gestohlen :( . Zuvor hatte sie mir 64.000km treue Dienste ohne einen einzigen Ausfall geleistet. Der Motor sprang warm wie kalt spontan an und bis heute der ausgewogenste Enduromotor, den ich gefahren bin. Mit ihm war die XT noch relativ leicht (150kg), so das man auch im kniffeligen Gelände noch weiterkam. Andererseits hatte der Motor auch genügend Drehmoment, um die 130km/h auf der Autobahn dauerhaft zu halten, so das man auch lange Anfahrten zügig zurücklegen konnte. Dadurch wurde er allerdings thermisch ziemlich gestreßt, die Ansauggummis der Vergaser härteten aus und lösten sich dann vom Träger. Und das Getriebe, das sich ansonsten ohne makel schalten ließ, war von einer Unart der damaligen XTs (bei den TTs ohne Ruckdämpfer war es so schlimm, das sich die Lebensdauer des Getriebes in Betriebsstunden vorhersagen liess!) geplagt: bei jedem Ölwechsel fand sich ein halber Teelöffel Späne im Ölfilter - irgendwann wäre da ganz sicher mal ein Zahnausfall die Folge gewesen.

Die XT hatte zwar schon eine 12V Anlage, aber nur 90W Limaleistung, wodurch wenig für die zwangläufig schlechte Beleuchtung übrigbliebt. Und noch in einem weiteren Punkt sorgte die Lima für Ärger: sie war luftgekühlt, der dadurch nötige Simmerring wurde mal ganz gern undicht und dann sabberte es aus dem Limadeckel raus. Bei zweiten Wechsel bemerkte ich dann, das der Simmering eine Rille in den Kurbelwellenstumpf gefräßt hatte - dadurch konnte auch ein neuer Simmering das Sabbern nicht mehr ganz verhindern.

Das Fahrwerk war schon serienmässig Geländeanforderungen gewachsen (siehe Bild im vorherigen Beitrag), auch zwei-Personen Betrieb war kein Problem. Die Sitzbank war allerdings viel zu kurz und wenn überhaupt nur für sehr zierliche Sozias geeignet, die halb auf dem Gepäckträger sitzen mußten. Mit der NX650 warst du da also weitaus besser bedient.
Jul1988_008.JPG
auf dem Bild ist übrigens der gleiche Götz Fusion Tank montiert der auch für die NX250 angeboten wurde

Die Vorderadbremse, mit der DT80LCII identisch, war allerdings katastrophal. Und die Felgen bekamen schnell Risse an den Punzen - ein typisches Leiden der damaligen XTs. Nach ca. 40.000km fiel beim Reifenwechsel das linke Radlager raus - es hatte den Sitz aufgeweitet (was bei der NX250 nicht passieren kann - da sitzt noch zusätzlich ein Schraubdeckel drauf, der das Lager fixiert). Es hatte schon soviel Spiel, das mit kleben nix mehr war - also eine passende Fühlerlehre rausgesucht und nach Erwärmung der Nabe reingeklopft - hat dann bis zum Schluß gehalten ;)

In conclusion war die XT eine gute Allround Enduro mit tollem Motor, die allerdings bei weitem nicht die Verarbeitungsqualität der NX250/650 erreichte. Deswegen war auch später für mich der Kauf einer zweiten XT nie ein Thema - die NX250 kann (fast) alles besser ;)
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nabu kudurri usur
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von nabu kudurri usur »

Danke, Michael, für die freundlichen Auskünfte. Unterm Strich hast Du mir den Eindruck vermittelt, mit ich mit meiner Domi besser bedient war. Nicht wegen der Soziustauglichkeit (da musste ohnehin immer die Gummikuh herhalten), sondern wegen der besseren Qualität und des durchzugskräftigeren Motors der 650er Honda. Ganz schön viel, was da auf Deine 350er an Gepäck ging. Und dann noch die süße lebende "Last"....

Heute ist ein ziemlicher Sch...tag. Meines besten Freundes Frau hat mir heute morgen mitgeteilt, dass ihr Gemahl letzte Nacht im Krankenhaus verstorben ist. Wir waren fast 30 Jahre lang eng befreundet. Das haut einem - bildlich gesprochen - erst mal die Beine weg.

Beste Grüße

Ingo
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walli777
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von walli777 »

Hallo Wolf-Ingo,
Das tut mir sehr, sehr leid.
Liebe Grüße
Karin
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boomerang
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von boomerang »

Ich schliese bei Karin an, so etwas ist immer grauenhalft.
Alles bestens, Clement.

(Dies sind die momenten das ich zweifele ob mein Deutsch meine gefühlens gut erklärt, ich hoffene dies war ein gepasstes antwort.)
Bin wieder dabei! Bevor jellycow, jetzt boomerang, aber immer einfach Clement :-)
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nabu kudurri usur
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von nabu kudurri usur »

Danke, Leutz, für Euren Zuspruch! Ich versuch's mal positiv zu sehen: Solange man noch an Beerdigungen teilnehmen kann, ist man noch am Leben - auch wenn's in dem Moment wirklich keinen Spaß macht!
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Hante
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von Hante »

Wenn ein Freund, den man so lange kennt geht, ist das bitter.
Wir kennen uns nur sehr oberflächlich aber diesen Galgenhumor einzuschätzen ist nicht schwer.
Las dich tröstend drücken Wolf-Ingo.

Gruß Uwe
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nabu kudurri usur
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von nabu kudurri usur »

Diese Frühjahr kommts wirklich knüppeldick: Der zweite tote Freund binnen vier Wochen. Hans, seit Jahrzehnten mein MZ-Kumpel, mit dem ich viele gemeinsame Kilometer quer durch Europa und immer wieder zum MZ-Treffen in Lauffen gefahren bin, starb am Dienstag. Farewell Kamerad!
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boomerang
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Re: Vor 30 Jahren

Beitrag von boomerang »

Schon wieder? Ich habe keine Wörter mehr.

Clement.
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