An Heiligabend mit dem Fresssack allein auf der Autobahn

Eure Zweitmotorräder und alles, was sonst nirgends reinpaßt
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nabu kudurri usur
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An Heiligabend mit dem Fresssack allein auf der Autobahn

Beitrag von nabu kudurri usur »

Nummer Eins lebt!

•Heiligabend, 11.00 Uhr morgens: Das wird ein herrlich fauler Tag. Jetzt nur noch Brötchen holen und vorher nach den Gefangenen im Keller sehen. Oha! Nummer 1 hat schon wieder nicht gefressen? Na ja, schreiben wir vor dem Brötchenholen eben mal ne Mail ans Igelkrankenhaus.


•11.45 Uhr: Zurück vom Brötchenholen; der Tee dampft auf dem Frühstückstisch. Die Gemahlin und ich sitzen mit gezücktem Messer und umgebundener Serviette vor den Brötchen. Ich will gerade hineinbeißen, da klingelt das Telefon. Am Apparat ist die Leiterin vom Igelkrankenhaus. Sie sagt: Nummer 1 braucht dringend Cotrim-Saft. Leider ist der nicht da und außerdem noch verschreibungspflichtig. Also Anruf bei der Apotheke. Die macht in 10 Minuten zu. Ich verlasse fluchtartig das Haus. Zurück bleiben ein ungemampftes Frühstück und eine Gemahlin mit hochgezogenen Augenbrauen.


•11.59 Uhr: Mit dem dezenten Hinweis, es gehe um Leben und Tod und dem heiligen Versprechen, das Rezept sofort nachzuliefern, kriege ich den begehrten Saft von der Apothekerin. Wie die kleine Kranke denn heißt, will sie wissen. „Nummer 1“ antworte ich wahrheitsgemäß. Zurück bleibt eine Apothekerin mit hochgezogenen Augenbrauen.


•12.15 Uhr: Zurück zur geduldig wartenden Gemahlin und zum Frühstückstisch mit mittlerweile leicht erkaltetem Tee.


•13.00 Uhr: Jetzt nur noch runter zu Nummer 1 und das Cotrim einflößen. Warum rollt sich das Biest nur so ein, dass an die Schnauze nicht ranzukommen ist.


•13.25 Uhr: Nach dem - gefühlt - 1.000. Versuch alle weiteren Bemühungen aufgegeben, das Medikament irgendwie in Nummer 1 hinein zu befördern. Während dieser Zeit entdeckt, dass Nummer 3, genannt der „Fresssack“, gottserbärmlich hustet.


•13.45 Uhr: Im Igelkrankenhaus angerufen. Ja, sie haben auch Cotrim zum Spritzen da. Und den Fressack kann ich auch gleich mitbringen. Leider liegt das Krankenhaus bei Heilbronn – und ich sitze am Thüringer Wald.


•14.30 Uhr: Start nach Südwesten Richtung Autobahn. Zurück bleibt eine Gemahlin mit deutlich hochgezogenen Augenbrauen. Das Radioprogramm passt zur Stimmung: Wimmernde Knabenchöre und schnurrige Geschichten, also eine einzige Katastrophe. Ich gebe dem Blechgaul entnervt die Sporen.


•17.00 Uhr: Ankunft bei der Chefin im Igelkrankenhaus. 90 Minuten Kotuntersuchung, Behandlung und vorweihnachtliches Gespräch. Ergebnis: Nummer 1 bleibt dort; der Fresssack kommt nach seiner Behandlung wieder mit zurück.


•19.00 Uhr: Auf der Landstraße Richtung Heilbronn. Aller Stress ist von mir abgefallen. Ich bin müde und lasse es dementsprechend langsam laufen – gottseidank! Aus dem Nichts heraus tauchen zwei Rehe direkt vor mir auf. Jetzt nur nicht scharf bremsen, denn dann fliegt mir der Fresssack ins Genick. Den habe ich ohnehin schon seit längerem im Verdacht, dass er mich angestrengt fixiert und darüber nachdenkt, ob ich in sein Beuteschema passe. Also bloß nicht abrupt abbremsen, sondern progressiv gefühlvoll. Nur etwa 80 cm vor den Rehen komme ich zum Stehen. Die verschwinden gruß- und danklos im Dunkeln.


•20.00 Uhr: Tanken an der Raste. 18 Cent Aufpreis pro Liter! Die wissen wirklich, wie man alternativlose Autofahrer abzockt. An Heiligabend hat ja keine andere Tanke offen.


•21.30 Uhr: Wieder zu Hause. Jetzt nur noch die Nummern 2 und 4 versorgen und dann kann der Heiligabend beginnen. Die Bescherung verschieben wir auf morgen. In dem Stress ist keiner zum Einpacken der Geschenke gekommen.


•22.00 Uhr: Mit der Gemahlin bei Spaghetti Carbonara und Cava ein gemeinsamer Rückblick auf den Tag: Ein merkwürdiger Heiligabend geht zu Ende. Aber gibt es etwas Schöneres, als das Gefühl, jemandem das Leben gerettet zu haben. Auch wenn sie nur "Nummer 1" heißt?


In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten, Freunde! Und passt besonders auf unsere Igel auf!
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Do Dez 25, 2014 2:33 pm, insgesamt 1-mal geändert.
ἀλλ' εἰ χεῖρας ἔχον βόες <ἵπποι τ'> ἠὲ λέοντες
ἢ γράψαι χείρεσσι καὶ ἔργα τελεῖν ἅπερ ἄνδρες,
ἵπποι μέν θ' ἵπποισι, βόες δέ τε βουσὶν ὁμοίας
καί <κε> θεῶν ἰδέας ἔγραφον καὶ σώματ' ἐποίουν
τοιαῦθ', οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον <ἕκαστοι>.
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kalle
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Re: An Heiligabend mit dem Fresssack allein auf der Autobahn

Beitrag von kalle »

Moin Wolf-Ingo
mal eine andere Weihnachtsgeschichte aber genau so gut.
Eine Geschicht mit echtem happy end, hoffe ich, auch für Nummer 1. :P
Ende gut alles gut.
Alles Gute für euch 6.
Gruß
kalle
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nabu kudurri usur
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Re: An Heiligabend mit dem Fresssack allein auf der Autobahn

Beitrag von nabu kudurri usur »

...Merci Kalle. Vor ner Stunde kam der Anruf vom Igelkrankenhaus. Nummer 1 geht es besser...
ἀλλ' εἰ χεῖρας ἔχον βόες <ἵπποι τ'> ἠὲ λέοντες
ἢ γράψαι χείρεσσι καὶ ἔργα τελεῖν ἅπερ ἄνδρες,
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Gerhard53
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Re: An Heiligabend mit dem Fresssack allein auf der Autobahn

Beitrag von Gerhard53 »

Hallo ,Dein Igel kann Dir nicht Danke sagen ,,,,dafür tue ich es vielen Dank lieber Mensch das Du das für mich getan hast,,,,
Danke auch von mir ,ich Zölle Dir aller größten Respekt ,bleib so und Rutsche gesund ins neue Jahr 2015 gruss Gerd
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