Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Zeigt her Eure Hondas - ob auf Island oder im Sauerland
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nabu kudurri usur
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Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Als Neujahrsgruß nachfolgend ein Bericht über eine 40 Jahre zurückliegende Reise. Die meisten Bilder entstammen einer Pocketkamera. Entsprechend mäßig ist die Bildqualität, was ich mir gütigst nachzusehen bitte.
Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Mo Jan 01, 2018 6:23 pm, insgesamt 2-mal geändert.
ἀλλ' εἰ χεῖρας ἔχον βόες <ἵπποι τ'> ἠὲ λέοντες
ἢ γράψαι χείρεσσι καὶ ἔργα τελεῖν ἅπερ ἄνδρες,
ἵπποι μέν θ' ἵπποισι, βόες δέ τε βουσὶν ὁμοίας
καί <κε> θεῶν ἰδέας ἔγραφον καὶ σώματ' ἐποίουν
τοιαῦθ', οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον <ἕκαστοι>.
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nabu kudurri usur
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Heute weiß ich, dass Paul Kaiser - von seiner Familie respektvoll „Kaiser Paul“ genannt - sogar nach seinem Tod mehr Einfluss auf mein Leben nahm, als ich das bisher für möglich hielt. Die Wahl meiner Reiseziele in den vergangenen 40 Jahren wurde nämlich weitgehend von ihm bestimmt. Selbst hat mein Großvater Auslandsreisen allerdings nur dann unternommen, wenn es unausweichlich war. Dann blieb er schon mal länger - ab August 1914 sogar vier Jahre am Stück in Frankreich. Die Reise trug ihm eine zerfetzte Sehne am Fuß ein.
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Zuletzt geändert von nabu kudurri usur am Di Jan 02, 2018 2:13 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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ἵπποι μέν θ' ἵπποισι, βόες δέ τε βουσὶν ὁμοίας
καί <κε> θεῶν ἰδέας ἔγραφον καὶ σώματ' ἐποίουν
τοιαῦθ', οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον <ἕκαστοι>.
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nabu kudurri usur
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

In den Zwanziger Jahren waren staatlich verordnete "Abenteuerreisen" nicht mehr wirklich en vogue. Eine Woche Österreich war in den Dreißgern für „Kaiser Paul“ schon mal drin, aber das war ja damals gar kein Ausland. Und als es dann doch wieder eins war, hatten die Herren in Pankow dem Reisedrang ihrer Bürger enge Grenzen gesetzt. Ein Schlupfloch gab‘s aber doch: Berlin! Mein Großvater nutzte es gemeinsam mit mir im Jahre 1959. Da war er 73 und ich neun Jahre alt. Als Greis hielt er sich fortan meist im „nichtsozialistischen“ Inland, also der BäÄrDäh, auf; seine Neugier auf fremde Länder hatte ihn allerdings nicht verlassen. Und so kaufte er sich prachtvolle Bildbände über unsere Nachbarländer. Als er 1969 starb, wanderten die Bücher in meinen Besitz. Diese Werke weckten mein Interesse, die abgebildeten Städte und Paläste zu besichtigen. Avila, die „Stadt der Steine und der Heiligen“, war so ein Ort, den ich unbedingt sehen musste. Mit den „Steinen“ ist die mittelalterliche Architektur der kastilischen Stadt gemeint; als „Heilige“ wird dort die Mystikerin Teresa verehrt.

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81vila
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Unter den obwaltenden Umständen traf es sich gut, dass ich seit 1973 mit einer Frau verheiratet war und noch bin, der die Ursulinen in ihrer Klosterschule schon früh das Interesse an Religionsgeschichte beigebracht hatten. Und da meine Sigrid die Freuden des Mitfahrens auf einem Motorrad schon in ihrer Kindheit kennengelernt hatte, passte 1978 alles bestens zusammen. Unser Reiseuntersatz war eine BMW R 75/7, die ich als werksneue Maschine 1977 von der Witwe des tödlich verunglückten Otto Labitzke erworben hatte. Der Mann war eine weithin bekannte Rennfahrer-Legende gewesen, dem auch eine BMW-Vertragswerkstatt in Hilden gehört hatte. Zum Kauf der Gummikuh hatte ich mich entschlossen, weil unser schmalbrüstige MZ TS 250 im Zwei-Personen-Betrieb mit Gepäck stark überfordert war.
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

3. September 1978: Kurz nach sechs Uhr wachen wir in einem wackelnden Bett auf. An uns liegt es diesmal nicht: Im nahen Albstadt ist ein Erdbeben der Stärke 5,7 in Gang, das tausende Gebäude auf der Schwäbischen Alb teils schwer beschädigt.

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ ... 3d239.html

Als wir Tübingen verlassen, ist unsere Gummikuh mit Zelt, Schlafsäcken, Luftmatratzen und allerlei Krimskrams satt aufgepackt.
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Ein sonniger und angenehm warmer Tag versüßt uns die Fahrt. Wir überqueren genüsslich den Schwarzwald und nehmen ab Mulhouse bis Besançon die neu erbaute Autobahn. Auf einem Parkplatz machen wir Rast. Ich beobachte einigermaßen fassungslos, wie eine Wespe auf meinen Lederkittel fliegt, den Stachel ausfährt und mir einen Stich versetzen will. Mein Handschuh radiert sie gnadenlos aus.
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Dank der Autobahn kommen wir schneller voran als früher und können das elende Bruchbuden-Hotel von Clerval meiden. Eine angemessene Unterkunft bietet das erst kürzlich von uns entdeckte „Hotel des Platanes“. Es liegt an der Route National 83 bei Mantry und ist eine Herberge für LKW-Fahrer, die für zivile Preise und gutes Essen steht. Zwei Jahrzehnte lang wird sie unser bevorzugtes Etappenziel auf dem Weg gen Süden bleiben, bevor auch sie, heruntergekommen und überteuert, ihren Betrieb um die Jahrtausendwende einstellen wird. Das Bild habe ich im Jahre 2000 aufgenommen.
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Bei Nieselregen geht es am nächsten Tag weiter nach Arles, wo wir vergeblich nach einem Hotel mit Garage für unsere heilige Kuh suchen. Schließlich geben wir auf und steuern einen Campingplatz bei Le Grau du Roi an. Nachmittags kommt die Sonne hervor.
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Im Restaurant „La Dorade“ essen wir die beste Fischsuppe unseres Lebens! Selbst nach 40 Jahren schwärmt Sigrid von diesem Gericht.

https://www.google.de/maps/place/Sci+la ... d4.1379451
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Re: Kaiser Pauls Vermächtnis: nach Avila (1978)

Beitrag von nabu kudurri usur »

Das miese Wetter bleibt uns am nächsten Tag bis in die Pyrenäen treu. In Ax-les-Thermes sind leider alle Unterkünfte besetzt. Im Thermalbad Ussat-le-Bains landen wir schließlich in einem Hotel, das den noblen Namen „Grand Hotel du Park“ trägt. Offensichtlich hat es seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Der deutsche Busfahrer einer hier abgestiegenen Reisegruppe spöttelt, „Hotel du Grand Parc“ wäre als Name eher angemessen. Der riesige, düstere, ungenutzte Speisesaal aus dem 19. Jahrhundert hat eine geradezu morbide Ausstrahlung. Jack Nicholson würde sich hier ganz sicher wohlfühlen. Pardon: „Shining“ ist ja noch gar nicht gedreht! Oben im Zimmer öffnet Sigrid eine der knarrenden Türen, die von unserem Domizil abgehen und steht prompt dem überraschten Hotelgast von nebenan gegenüber. Gegenseitig verbarrikadieren wie die Tür so gut es geht.

Jetzt heißt das Haus übrigens „Hotel Thermal du Parc“ und ist grundlegend modernisiert.

https://www.booking.com/hotel/fr/du-par ... ns.fr.html

Wer sich ein Bild machen will, gehe auf den unteren Link und scrolle 75 Prozent des Inhalts nach unten. Dort ist ein schönes altes Bild des Hauses aus besseren Zeiten.

http://www.belcaire-pyrenees.com/articl ... 96931.html

Am nächsten Morgen ist Weltuntergangswetter. Es schüttet wie verrückt. Dunkle Wolkenwände schieben sich vor die Berghänge. Man glaubt sich in Norwegen.
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